Von der Slowakei in die Ukraine: Der Beginn einer außergewöhnlichen Route
Unsere Reise begann mit einer ungewöhnlichen Route von der Slowakei über die Ukraine nach Rumänien. Vorab eine wichtige Klarstellung: Wir sind keine Kriegstouristen. Unser Weg führte uns nur durch die westlichen Teile der Ukraine, wo wir keinerlei Kriegshandlungen bemerkten. Die Menschen dort gingen ihrem Alltag nach, zumindest war das unser Eindruck. Die Ukraine war Teil unseres Plans, weil wir entlang der Karpatenkette nach Rumänien wollten, um die Schönheit dieser Region in vollen Zügen zu erleben.
Zusammentreffen am Campground und Start am Zemplinska Sirava
Den Anfang machten wir am Moongarden-Campground in der Slowakei, wo wir uns mit unseren drei Fahrzeugen – einem Iveco, einem LandCruiser und einem Defender – trafen. Gemeinsam fuhren wir zum Zemplinska Sirava See, wo wir eine Nacht vor dem geplanten Grenzübertritt verbrachten. Der Übergang in die Ukraine verlief insgesamt recht reibungslos, abgesehen von einem Missverständnis mit einem slowakischen Grenzbeamten, der meinte, ich müsste zur LKW-Abfertigung. Doch die Kollegen auf der ukrainischen Seite schickten mich zurück, und nach etwa zwei Stunden waren wir alle drei auf ukrainischem Boden. Das Prozedere war im Vergleich zu Grenzübertritten in Zentralamerika fast schnell und entspannter, was uns gleich ein gutes Gefühl für die Weiterfahrt gab.
Abenteuerliche Militärstraßen und die Schönheit der Westukraine
Kaum in der Ukraine angekommen, führte uns die Strecke auf eine alte sowjetische Militärstraße, die uns hinauf zum Rivna-Gebirge brachte. Diese Straße bot genau das, was Offroad-Fans suchen – eine wilde Strecke durch verlassene Armeegebäude und eine phänomenale Aussicht auf die Karpaten. Nach einigen Stunden voller Staunen und Fahrspaß bemerkte ich jedoch plötzlich ein technisches Problem: Mein Kupplungspedal sank immer weiter durch. Nach kurzer Überprüfung stellten wir fest, dass ein Bolzen an der Kupplungsgabel ausgerissen war. Unser Begleiter Domi, ein Mechaniker, erkannte schnell die Herausforderung: Der Schaden hätte eine gründliche Reparatur mit einem Helicoil benötigt, was einen Ausbau des Getriebes verlangt hätte – ein Aufwand, den wir auf dieser Piste unmöglich bewältigen konnten. Also entschlossen wir uns, dass der Defender mich bis zur rumänischen Grenze abschleppen würde. Überraschenderweise schien diese improvisierte Lösung niemanden zu stören. Es wirkte fast, als wäre es normal, auf diese Weise unterwegs zu sein – vielleicht war das ja auch so.
Ankunft in Rumänien und ein herzliches Willkommen
Kaum hatten wir die Grenze überquert, wurden wir von einem Einheimischen eingeladen, auf seinem Grundstück zu übernachten. Die berühmte rumänische Gastfreundschaft zeigte sich direkt: Neben einem Schlafplatz bekamen wir auch noch Suppe, Bier und den traditionellen Palinka angeboten, und der Abend dauerte bis in die frühen Morgenstunden. So hatten wir einen gelungenen Start in Rumänien. Am nächsten Tag wollten wir eine Werkstatt finden, um die Kupplung reparieren zu lassen – doch wir lernten schnell eine rumänische Weisheit: „In Rumänien ist immer Feiertag, wenn du ein Problem hast.“ Doch das Glück war erneut auf unserer Seite, und ganz in der Nähe fand sich eine Werkstatt, die zufällig offen war und sich direkt an die Arbeit machte.
Ein besonderes Dankeschön auf einer Wiese nebenan
Da wir eine Nacht in der Werkstatt bleiben mussten, kamen wir in den Genuss eines ruhigen Abends und halfen spontan einem Bauern nebenan beim Heuballensammeln. Eine Win-win-Situation: Wir hatten eine sinnvolle Beschäftigung, und als Dank erhielten wir frische Kuhmilch und ein paar Biere. Diese spontane Aktion brachte uns den Menschen und der Landschaft auf besondere Weise näher.
Durch die Wildnis Rumäniens: Von den Maramures über Bukowina bis Transsilvanien
Unser Weg führte uns von den Maramures über die Bukowina-Region nach Transsilvanien, und wir versuchten dabei, so viele Offroad-Strecken wie möglich zu nehmen. Die Routen durch das Moldova-Gebirge und Transsilvanien boten uns faszinierende Einblicke in die Natur und ein Terrain, das von Abwechslung und gelegentlichen Herausforderungen geprägt war. Einige Strecken kannte ich noch von einer früheren Reise, aber das Gelände hatte sich teilweise durch Erosion und schwere Regenfälle drastisch verändert. So wurde eine der bekannten Routen zu einer echten Herausforderung, da das Gelände extrem tiefe Spurrillen entwickelt hatte und unser großes Fahrzeug kaum die optimale Linie wählen konnte. Hier wurde uns die Grenze unseres großen Offroaders bewusst – dafür nahm uns die Landschaft aber immer wieder den Atem.
Letzte Etappe und ein Zwischenstopp im Black Sheep Camp
Nach einer intensiven Zeit auf den rumänischen Offroad-Pisten führte uns unser Weg schließlich zum Black Sheep Camp im Apuseni-Gebirge, wo wir von unseren Gastgebern bereits erwartet wurden. Da Dominik und Dani hier die Gelegenheit nutzen wollten, ohne die Größenbeschränkungen meines Iveco zu fahren, ließen wir mein Fahrzeug zurück und die beiden zogen mit dem Defender und dem LandCruiser in die Berge. Die Strecken waren anspruchsvoll, aber zunächst bewältigten sie alles ohne größere Schwierigkeiten. Dann jedoch entschieden wir uns für eine besonders schwierige Strecke, die es in sich hatte. Nachdem wir sie im ersten Abschnitt hinuntergefahren waren, merkten wir, dass wir die Rückfahrt antreten mussten, da der Weg vor uns durch tiefe Furchen unpassierbar geworden war. Der Rückweg, über etwa anderthalb Kilometer, kostete uns dann 6,5 Stunden und Dani eine ordentliche Portion Muskelkraft, da er den LandCruiser mit dem Highlift Zentimeter für Zentimeter aus dem Graben befreien und den Wagen an der nächsten Passage vor dem Abrutschen bewahren musste. Der Tag lehrte uns einmal mehr die Bedeutung einer Winde und zeigte uns, dass eine passende Bereifung mit MT-Reifen den Unterschied gemacht hätte – man lernt eben nie aus.
Abschied von Rumänien und eine letzte Reparatur in Deutschland
Nach zwei Wochen voller Erlebnisse in Rumänien ging unser Abenteuer schließlich zu Ende. Auf dem Heimweg machte ich noch einen kurzen Stopp in Schweinfurt, wo mein Iveco bei einer Spezialwerkstatt einen gründlichen Check bekam und wir einige Ersatzteile für den nächsten Service organisierten. Die Diagnose brachte zwar einige Punkte zutage, aber das gehört eben zu so einem intensiven Einsatz dazu. Den Abschluss bildete ein ruhiger Abend auf der Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen – so endete unsere Reise in entspanntem Rahmen.
Resümee: Begegnungen, Erlebnisse und die raue Schönheit Osteuropas
Diese Reise zeigte uns einmal mehr, dass es nicht nur die Ziele sind, die eine Reise ausmachen, sondern die Menschen, die Herausforderungen und die unerwarteten Ereignisse unterwegs. Die wilden Landschaften, die tiefen Furchen und die Straßen, die uns oft die Grenzen unserer Fahrzeuge aufzeigten, gaben uns eine neue Wertschätzung für die Kraft der Natur und die Herzlichkeit der Menschen, die uns unterwegs begegneten. Wir kamen als Abenteurer und gingen mit Geschichten, die uns noch lange begleiten werden.