Grenzübertritt von La Hachadura Guatemala nach El Salvador

Am 8. Mai 2018 erreichten wir den Grenzübergang La Hachadura von Guatemala nach El Salvador. Schon von weitem sahen wir das Chaos, das uns erwartete. Wir hatten gelesen, dass man einfach an den LKWs vorbeifahren sollte. Also passierten wir die etwa drei Kilometer lange Lastwagenschlange und erreichten die guatemaltekische Grenze. Dort checkten wir aus, machten Kopien von Christophs Reisepassstempel und Muggls Aufenthaltsgenehmigung (TIP – Temporary Import Permit) in Guatemala. Glücklicherweise lag der Copyshop direkt gegenüber.

Im Büro des SAT, das für den temporären Fahrzeugimport zuständig ist, erklärte ich, dass wir Muggls Aufenthaltserlaubnis pausieren wollten, da wir auf dem Rückweg erneut durch Guatemala reisen würden. Eine Kündigung oder ein Ablauf der Erlaubnis hätte eine dreimonatige Einreisesperre zur Folge. Am Schalter prüfte ein Mitarbeiter unsere Dokumente und bat uns zu warten. Da alle Sitze besetzt waren, standen wir eine halbe Stunde. Ohne erkennbares System wurden wir schließlich aufgerufen. Eine zunächst grimmig wirkende Beamtin kümmerte sich um uns, überprüfte Muggls Kennzeichen und Fahrgestellnummer und pausierte die Aufenthaltsgenehmigung.

Weiter ging es zum Check-in nach El Salvador. Der knappe Kilometer zwischen den Grenzbüros war voller LKWs, die sich über eine zweispurige Brücke drängten. Da Gegenverkehr aus El Salvador kam, mussten wir uns zwischen den Lastwagen einreihen. Währenddessen unterhielten wir uns mit den Fahrern und erfuhren, dass ein nördlicherer Grenzübergang schneller gewesen wäre. Wir wunderten uns, da wir das einzige Auto waren.

Endlich angekommen, passierten wir eine Schranke, die die offizielle Immigration darstellte, denn Stempel gibt es nicht mehr. Die C4-Länder Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua vergeben gemeinsam ein 90-Tage-Visum, was die Grenzabfertigung beschleunigt – außer für Fahrzeuge. Wegen Muggl mussten wir zur Aduana und ein Formular ausfüllen, das nur auf Spanisch verfügbar war. Zum Glück erhielten wir ein Beispielformular, das uns half, die Fragen zu verstehen. Auch hier wollte der Beamte Muggl sehen und überprüfte die Angaben im Formular, einschließlich Nummernschilder und Fahrgestellnummer. Er suchte sogar nach der Modellbezeichnung, die jedoch nicht vermerkt war, zeigte aber den Willen zur genauen Kontrolle. Danach trug er alles ins System ein, was weitere 15 Minuten dauerte.

Schließlich überprüften wir die Angaben und nach insgesamt gut drei Stunden waren wir endlich fertig.

Fahrt durch die Nicaraguanische Revolution

Regen, regen, regen ...

Der unaufhörliche Regen bremst unsere Fahrt durch Costa Rica Richtung nicaraguanische Grenze. Noch 150 Kilometer liegen vor uns, und wir kommen nur schleppend voran. Endlich erkennen wir ein kleines Restaurant am Straßenrand und nutzen die Gelegenheit für eine Pause. Der Besitzer weist uns freundlich an, unter dem Vordach zu parken, damit wir beim Ein- und Aussteigen trocken bleiben. Wir bestellen etwas zu essen und hoffen, dass der Regen nachlässt. Doch es wird nicht besser – es schüttet wie aus Eimern, nein, wie aus Badewannen, Sturzbächen, ganzen Wasserfällen. In diesem Moment denken wir an einen Freund, der ebenfalls in Costa Rica unterwegs ist und uns vor ein paar Tagen noch versicherte: „Die Regenzeit hier ist gar nicht so schlimm.“ Ich bin gespannt, ob er nach dieser Nacht seine Meinung ändert.

Inzwischen suchen auch die Tiere Schutz im Restaurant: Grashüpfer, Spinnen, Geckos – alles flüchtet vor dem Regen. Die Engländer sagen „it rains cats and dogs“, aber in Costa Rica könnte man getrost sagen „it rains elephants and hippos“. Das übertrifft wirklich alles, was wir bisher erlebt haben. Irgendwann können wir endlich weiterfahren und erreichen gegen 23:30 Uhr La Cruz, nur 20 Kilometer vor der nicaraguanischen Grenze. Eigentlich wollten wir schon vor sechs Stunden hier sein.

Doch nicht nur der Regen hat uns aufgehalten. Der Zoll hat unsere Weiterreise verzögert, indem er unser aus Deutschland bestelltes Ersatzteil nicht herausgeben wollte. Expressversand hin oder her, den Costa Ricanern war das herzlich egal! Das Paket lag über eine Woche beim Zoll, und Manuel, der bei der Iveco-Werkstatt in San José arbeitet und für Import und Export zuständig ist, musste fünfmal ins Zollbüro, bis er es endlich bekam.

Unser Zündschloss hatte schon seit einiger Zeit immer wieder Probleme gemacht. Manchmal konnten wir Muggl nicht abstellen, selbst wenn wir den Schlüssel abgezogen hatten. Da wir nicht irgendwo in Nicaragua liegen bleiben wollten, beschlossen wir, es auszutauschen. In letzter Minute klappte es dann doch noch: 20 Minuten vor Ablauf unserer Deadline kam Manuel freudestrahlend mit dem Paket an. Der Einbau dauerte nur etwa 15 Minuten. Schon verrückt – tagelanges Warten und dann ist das Teil in 15 Minuten ausgetauscht!

Es ist Donnerstagvormittag, der 21. Juni, und wir warten auf dem Parkplatz einer Tankstelle in La Cruz auf unsere Companeros. Wir werden Nicaragua nicht alleine durchqueren. Die Tanks sind voll, Wasser und Lebensmittel aufgefüllt. Während der Wartezeit befrage ich Truckerfahrer, die aus dem Norden kommen, wie die Fahrt durch Nicaragua war. „Schwierig“, antworten sie. Wir sollen auf keinen Fall alleine fahren und uns am besten einem costa-ricanischen Truck-Konvoi anschließen. Diese erkennt man an den Nummernschildern und großen gelben Plaketten mit der Länderkennung CR an allen Seiten der Trucks. Sie würden uns zwischen sich nehmen und haben ihre Ausweichrouten. Keine schlechte Idee! Seit Wochen tüftle ich an einer Route durch das krisengebeutelte Land, basierend auf Berichten anderer Reisender, Nachrichten und Verkehrsberichten.

Kurz vor 12:00 Uhr mittags sind wir abfahrbereit und erreichen die Grenze 20 Minuten später. Aus Costa Rica kommen wir schnell heraus, und die Einreise nach Nicaragua ist nicht wirklich schwierig. Ein bisschen chaotisch und unorganisiert, aber das scheint hier normal zu sein. Den Herrn am Schalter, bei dem wir die Fumigation bezahlen müssen, wecken wir erst einmal auf. Die Frau, bei der wir die Versicherung für Muggl abschließen, häkelt entspannt, und der Inspektor muss aus seiner verlängerten Mittagspause geholt werden. Die Leute hier sind gelassen, keine Spur von Revolution. Niemand macht uns Angst oder fragt, ob wir uns sicher sind, dass wir nach Nicaragua wollen. Aiden und Joanna brauchen an der Grenze etwas länger, da sie einen Hund dabei haben. Semuc, der Mexikaner, muss ordnungsgemäß angemeldet werden, denn auch ein Vierbeiner hat einen Reisepass. Gegen halb drei, nach einigen Wartezeiten und einer Mittagspause, sind wir endlich fertig. An diesem Tag fahren wir nur noch knapp 10 Kilometer zu einem kleinen Strand am Lago Nicaragua, wo wir mit Fleischpflanzerl und Pasta den Sonnenuntergang genießen und früh ins Bett gehen. Aiden hat uns eine Eskorte besorgt, und so klingelt um halb fünf der Wecker! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so früh aufgestanden bin. Schnell Kaffee trinken, alles verstauen und los geht’s. .. fast! Denn gegen halb eins in der Nacht hat es mal für eine Stunde richtig geschüttet und den Untergrund aufgeweicht. Neben Muggl ist ein Bach vorbeigelaufen. Das Wasser ist zwar versickert, aber der Boden ist noch schlammig. Aiden fährt sich fest und kommt rückwärts die leichte Steigung nicht mehr hoch. Also spannen wir Muggl dahinter und ziehen. Wir sind immer wieder erstaunt, wie leicht er viel schwerere Fahrzeuge ziehen kann.

5:15 Uhr – mit 15 Minuten Verspätung kommen wir in Rivas an der Puma-Tankstelle an, wo wir unseren ersten „Schlepper“ treffen. Der Mann steht neben einem Motorrad und winkt uns zu. Er stellt sich als Roni vor und begrüßt uns herzlich. Wir folgen ihm etwa 15 Kilometer im Zickzack durch drei umliegende Dörfer, denn in Rivas gibt es zwei Straßenblockaden (Tranques genannt), die von Anhängern der Studentenbewegung errichtet wurden und den Transportverkehr blockieren sollen. Aiden ist in einer WhatsApp-Gruppe von Nicaraguanern, die Touristen durchs Land navigieren und ihnen bei Umfahrungen helfen. Roni ist einer von ihnen. Am Abend zuvor hatten wir die Nachricht erhalten, dass eine Sperre von Regierungsanhängern abgebaut worden war, kurz darauf aber die Info, dass sie wieder aufgebaut wurde. Die Umfahrung verläuft problemlos, und Roni verabschiedet sich noch herzlicher, als er uns empfangen hat. Das Bier, das wir ihm schenken wollen, nimmt er nicht. Wir sollen es für den nächsten aufheben.

7:25 Uhr – den nächsten „Schlepper“ treffen wir 53 Kilometer weiter am Ortseingang von El Rosario. Welch Überraschung, es sind gleich drei: Frank, der Vizepräsident des nicaraguanischen Motorradclubs „Güegüenses Nicaragua“, zusammen mit Jorge und Betsy. 18 Kilometer bis kurz vor San Marcos begleiten uns die drei durch schmale Feldwege, wo einmal sogar ein Pferdetrolley zur Seite gehoben werden muss, damit wir durchkommen. Die letzten 135 Kilometer unserer heutigen Etappe müssen wir alleine schaffen. Daher gehen wir unsere weitere Route mit Frank durch, und er meint, wir sollten keine weiteren Probleme haben. 8:25 Uhr – wir verabschieden uns, machen Erinnerungsfotos und werden unser Bier los.

Kurz nach San Marcos kommen wir an zwei Police-Checkpoints vorbei, die von maskierten, bewaffneten jungen Männern übernommen wurden. Später erzählt uns jemand, dass diese nicht zur Studentenbewegung gehören, sondern die Situation nur ausnutzen. Gestoppt werden wir an keinem der beiden. Die ersten winken uns durch, und die zweiten stehen nur neben der Straße und beobachten den Verkehr.

10:28 Uhr – 90 Kilometer später stauen wir uns am Ortseingang von La Paz. Straßenverkäufer laufen die Reihe ab, und wir erkundigen uns, was los ist. Baustelle? Unfall? Es ist tatsächlich ein Tranque, eine Blockade. Eine Frau sagt, wir könnten vorfahren und 20 oder 30 Cordobas (54 – 82 Euro-Cents) bezahlen oder einfach warten. Sie würden jede Stunde Fahrzeuge durchlassen. Wir beschließen, an den LKWs vorbeizufahren und gegebenenfalls zu bezahlen. Als wir vorne ankommen, kommen uns zwei der „Blocker“ entgegen. Als sie „Turista + Alemania“ auf unserer Windschutzscheibe lesen, wird die Blockade sofort zur Seite geräumt, und wir dürfen ohne Bezahlung passieren. La Paz ist ein kleiner Ort, und wir beschließen, durchs Dorf zu fahren und nicht die Umgehungsstraße zu nutzen, da wir dort weitere Blockaden vermuten. Fast schon aus dem Ort draußen, verzögert sich unsere Fahrt erneut, um einen fast verhungerten Welpen zu füttern. Er ist so mit einer Mango beschäftigt, dass er die Schüssel Futter und mich erst bemerkt, als ich sie ihm unter die Nase schiebe. Er schwänzelt wie verrückt und futtert schnell. Die Mango ist sofort uninteressant oder dient als Dessert. Für so etwas nehmen wir uns immer Zeit!

11:14 Uhr – nach etwa sechs Stunden und 263 gefahrenen Kilometern erreichen wir Malpaisillo, wo wir bei Jimmy, einem Freund von Aiden und Joanna, unterkommen. Jimmy ist 22 Jahre alt, hat vor kurzem die Uni geschmissen und eine Bar eröffnet. Stolz zeigt er uns seinen neuen Boden aus schwarzem Sand. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so zügig vorankommen. Eigentlich hätten wir den Rest auch noch fahren können, aber der Zwischenstopp bei Jimmy war abgemacht, und er freut sich, dass wir da sind. Also richten wir uns ein und fühlen uns fast, als würden wir etwas Verbotenes tun. Wir verstecken uns tagsüber in einer Bar, lassen uns vom Besitzer über die Lage im Land aufklären und warten auf den nächsten Morgen, um wieder früh loszufahren. Am Nachmittag macht Jimmy einen kleinen Stadtrundgang mit uns. Es ist eher ein Dorf, und auch dieser kleine Ort hat seit kurzem einen Tranque, eine Blockade, die mehr als Mahnmal dient, um sich mit den Studenten solidarisch zu zeigen. Da wir den größten Teil des Landes schon geschafft haben und es am nächsten Tag nur noch 77 Kilometer bis zur Grenze sind, geht es nicht ganz so früh los. Der Norden des Landes ist weniger dicht besiedelt und sehr flach, sodass dort hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wird, erklärt Jimmy.

6:30 Uhr – unsere einzigen Roadblocks an diesem Tag sind drei Rinderherden, die schnell wieder weg sind. Die Fahrt verläuft problemlos und ohne jegliche Anzeichen von „Tranques“. Vor der Grenze steht wie immer eine Schlange von LKWs, und die Straßenverkäufer sind schon vorher da. Einer will uns weismachen, dass die Polizei uns vermutlich nicht durchlassen werde. Aber das wollen wir doch erst einmal selbst sehen und fahren wie immer an der langen Schlange vorbei.

8:09 Uhr – wir erreichen den Parkplatz vor dem Grenzgebäude. Weit und breit keine Polizei in Sicht, weder auf dem Weg zur Grenze noch an der Grenze. Überhaupt haben wir in ganz Nicaragua keinen einzigen Polizisten gesehen, nirgendwo! Was die Nicaraguaner jetzt natürlich ausnutzen. Ein junger Bursche erklärt uns, dass sie jetzt alle ohne Führerschein fahren. Ja, wenn’s nur das ist! Die Polizei steht unter dem Scheffel der Regierung und wird verdächtigt, Studenten erschossen und Häuser angezündet zu haben, wobei auch Menschen ums Leben gekommen sind. Somit ist auch sie der Feind.

Fazit unserer Fahrt durch Nicaragua:

Die Nicaraguaner haben sich sehr um uns bemüht, waren freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns nie unsicher gefühlt oder Angst gehabt. Natürlich mag es schwarze Schafe geben, wie jene jungen Männer, die die beiden Police-Checkpoints übernommen haben. Ich nenne sie jetzt mal Hooligans, und die gibt es in Deutschland oder der Schweiz schon beim Fußball, ganz ohne Revolution. Das Leben geht hier weitgehend normal weiter. An Straßenbaustellen wird gearbeitet, Männer ziehen Stromleitungen oder mähen die Grünflächen neben den Schnellstraßen. Auch der Schwerverkehr läuft, wenn auch auf Umwegen. Weder bei der Einreise noch bei der Ausreise hatten wir das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Wochenlang hatten wir vorher die Lage beobachtet, Berichte von anderen Reisenden gehört und gelesen, Zeitungen, Nachrichten und diverse Foren verfolgt. Letztendlich kommt es aber immer auf die Menschen vor Ort an, denn morgen kann schon wieder alles ganz anders sein

Grenzübertritt von Costa Rica nach Panama bei Sixaola

Am 8. Juni 2018 überquerten wir die Grenze zwischen Costa Rica und Panama bei Sixaola an der Karibikküste. Kurz vor dem blauen Bogen mit den gelben Lappen parkten wir rechts und gingen über eine kleine überdachte Brücke ins Gebäude. Am Ende des Gebäudes zahlten wir die Tourist Tax von 7 US-Dollar und machten Kopien unserer Dokumente. Danach fuhren wir durch das blaue Tor und parkten auf der linken Seite.

Gegenüber befand sich die Migrationsstelle, wo wir aus Costa Rica auschecken mussten. Ein Beamter schickte uns zunächst zum Schalter rechts daneben, um die Temporäre Importgenehmigung (TIP) für unser Wohnmobil „Muggl“ stillzulegen. Ein Mitarbeiter überprüfte kurz das Fahrzeug, verglich die Kennzeichen und stellte ein Formular aus, das den TIP für maximal 71 Tage unterbricht. Damit können wir auch an einer anderen Grenze wieder einreisen. Anschließend erhielten wir am linken Schalter unsere Ausreisestempel. Der Beamte blätterte durch unsere Pässe und entdeckte den Karibu-Stempel von unserer Einreise nach Alaska. Er lachte und zeigte ihn seinem Kollegen, der ebenfalls lachte.

Wir fuhren über die etwa 150 Meter lange Brücke, wo ein Beamter unsere Reisepässe sehen wollte. Er wies uns darauf hin, dass nur jeweils ein Fahrzeug auf die Brücke darf. Danach durchquerten wir die Fumigation, wo unser Wohnmobil besprüht wurde. Wir parkten auf der linken Seite und liefen mehrmals Zickzack über den Platz. Wir bezahlten die Fumigation (3 US-Dollar) und checkten bei der Migration in Panama ein. Es wurden Fotos von uns gemacht, unsere Fingerabdrücke genommen und nach einem Rückflugticket gefragt. Letztendlich reichten der Fahrzeugschein und die Importdokumente von Costa Rica als Beweis, dass wir ein eigenes Fahrzeug haben.

Für die Autoversicherung gab es zwei Büros. Das direkt am Parkplatz war geschlossen, aber ein junger Mann schickte uns etwa 10 Meter die Straße hinunter zu einem anderen Büro. Eine junge Frau in einer hellblau gestrichenen Blechhütte bearbeitete unsere Dokumente per WhatsApp mit einem Kollegen. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, bis wir den Versicherungsschein erhielten, da wir die Dritten in der Schlange waren. Glücklicherweise bearbeitete die Frau uns noch vor ihrer Mittagspause.

Anschließend beantragten wir bei der Aduana die temporäre Importgenehmigung für unser Wohnmobil. Der Beamte wollte Kopien von Christophs Reisepass und Fahrzeugschein. Er überprüfte kurz das Fahrzeug und verglich die Kennzeichen. Nach den ersten fünf Nummern der VIN-Nummer war er zufrieden und verschwand. Insgesamt dauerte der gesamte Prozess 2,5 Stunden, verlief aber sehr entspannt.

Zusatz: Verkehrsvorschriften in Panama

Panama ist sehr strikt bei Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auf vielen Straßen außerhalb der Ortschaften gilt eine Begrenzung von 40 km/h. Etwa 15 Minuten nach der Grenze wurden wir mit 67 km/h von der Verkehrspolizei gelasert. Der Polizist erklärte, dass wir ein Ticket über 50 US-Dollar erhalten würden, da wir die Begrenzung überschritten hatten. Er sah in Christophs Pass, dass wir erst seit 20 Minuten im Land waren, und entschied sich, uns kein Ticket auszustellen. Er wies uns jedoch darauf hin, künftig auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten.

Während unseres Aufenthalts erfuhren wir, dass in Panama strenge Anschnallpflicht herrscht. Ohne Gurt zahlt man 70 US-Dollar, bei einem weiteren Verstoß innerhalb eines Monats 150 US-Dollar, und beim dritten Mal wird der Führerschein entzogen. Außerdem ist das Fahren ohne Schuhe verboten, und es gibt viele weitere Vorschriften zu beachten.

Belize – Unbelizeable

Am 20. Februar reisen wir von Chetumal, Mexiko, nach Belize. Auf dem Weg zur Grenze halten wir an einer Polizeikontrolle. Eine Polizistin sagt, wir seien zu schnell gefahren. Ich frage nach der Geschwindigkeit, aber sie antwortet nicht und lacht nur. Christoph fährt nie schnell, solange Muggl noch kalt ist. Ich frage erneut, wie viel zu schnell wir waren, aber wir erhalten keine Antwort. Ein Kollege kommt dazu und wiederholt die Aussage. Alle lachen, was uns verwundert, da wir eine ernstere Kontrolle erwartet hatten. Niemand sagt uns, wie schnell wir gefahren sind. Als ich frage, was nun passiert, tritt die Polizistin hinter ihrem Kollegen hervor, mit einer Laserpistole in der Hand. Aha, sie haben neue Spielzeuge und finden es toll, damit zu spielen. Niemand will Geld von uns. Sie geben uns einen Zettel und sagen, wir sollen vorsichtig fahren und auf Geschwindigkeitsbegrenzungen achten. Mexikaner sind halt große Kinder. Im ersten Moment denken wir, eine Strafe am letzten Tag in Mexiko brauchen wir wirklich nicht mehr.

An der Grenze checken wir schnell aus Mexiko aus. Kaum auf der belizianischen Seite, ist alles anders. Die Leute sehen zwar indigen aus, sprechen aber Englisch mit karibischem Slang. Ein Beamter begrüßt uns und erklärt, wo wir hinmüssen und dass unser Fahrzeug zuletzt kontrolliert wird. Schnell erhalten wir Visa für uns und für Muggl. Bei der Fahrzeuginspektion stelle ich erschrocken fest, dass ich vergessen habe, die Eier zu verstecken. Der Beamte nimmt sie uns ab, da sie nicht erlaubt sind. „Sorry“, sagt er. Er erklärt geduldig, dass sie wegen der Vogelgrippe keine Eier aus dem Ausland erlauben. „Aber keine Sorge, wir haben Eier in Belize. “ Na Gott sei Dank, denke ich. Ich will nicht für einen erneuten Ausbruch von Vogelgrippe verantwortlich sein.

100 Meter nach der Grenze kaufen wir die Versicherung für Muggl und es kann losgehen. In Orange Walk, der ersten Stadt auf unserem Weg, kaufen wir Eier und belizianische Biere. Dann fahren wir nach Crooked Tree auf einen kleinen Campingplatz an einem Fluss, der wegen des starken Regens eher ein See ist. Der Feldweg am Ufer steht teilweise unter Wasser, aber das hält uns nicht ab, unser Lager für die nächsten drei Tage aufzuschlagen. Auch wenn das Wasser noch steigt, kriegt Muggl halt nasse Füße. Ich habe mir in Mexiko beim Tauchen eine Erkältung eingefangen, also nutzen wir die ruhigen Tage, damit ich mich auskurieren kann. Gelegentlich regnet es noch, aber das Wasser steigt nicht weiter, sodass wir fast trockenen Fußes wieder herauskommen.

Weiter geht es nach Bermudian Landing zur Community Baboon Sanctuary, einem Schutzgebiet für Brüllaffen. Gleich am nächsten Morgen macht Robert eine Führung. Er arbeitet seit über 40 Jahren für den Schutz und Lebensraum der Brüllaffen. Es dauert nicht lange, bis eine Brüllaffenfamilie auftaucht. Sechs oder sieben Affen verstecken sich in den Bäumen, darunter zwei Mütter mit Babys auf dem Rücken. Robert lockt sie an, indem er ein großes Blatt von einem Busch pflückt und hochhält. Tatsächlich kommen sie uns entgegen. Wir beobachten aus nächster Nähe, wie die kleinen Affen versuchen, die Blätter zu greifen und zu fressen. Das hat sich wirklich gelohnt!

Belize hat viel Wildlife zu bieten, vor allem Wildkatzen. Da diese in freier Wildbahn schwer zu finden sind, beschließen wir, in den Zoo zu gehen. Der Belize Zoo beherbergt nur belizianische Tiere, die verletzt wurden oder als Jungtiere von ihren Müttern getrennt wurden. Auch „Problemjaguare“, die den Menschen zu nahe kamen, finden hier ein Zuhause. Da stellt sich die Frage, wer wem zu nahe kommt, aber wenigstens müssen die Tiere nicht zum Abschuss freigegeben werden.

Die Nachttour im Zoo soll toll sein, aber an diesem Tag gibt es keine Gruppe, der wir uns anschließen können. Also schauen wir uns den Zoo tagsüber an und sind begeistert. Er bietet einen guten Einblick in die vielfältige belizianische Tierwelt. Besonders das Ozelot fasziniert mich. Das vieräugige Opossum und der Honigbär lassen sich nicht blicken. Also doch noch eine Nachttour?

Das Tropical Education Center (TEC), das zum Zoo gehört, bietet die Möglichkeit zum Campen. Wir haben gelesen, dass es dort toll sein soll. Im TEC ist es tatsächlich super schön. Es gibt Wanderwege, einen Teich mit einem Krokodil, einen Pool mit einem riesigen Moskitonetzhaus, heiße Duschen und sehr nette Leute. Hier lernen wir Frank kennen, einen Kanadier, der seit vier Monaten mit dem Rad durch Guatemala und Belize fährt. Er hat einen Welpen adoptiert, der im Zoo Asyl suchte. Frank erzählt von einer abgelegenen Insel, die er bald wieder besuchen will. Die Insel liegt in der Karibik, ist von glasklarem Wasser umgeben, hat keinen Strom, keine Autos und keine Restaurants. Man kommt nur am Sonntag hin und am Samstag darauf zurück. Das klingt verlockend. Die Insel ist seit vielen Jahren in Familienbesitz und die Familie hält sie bewusst simpel. Es gibt Regenwasserduschen und Komposttoiletten, Hütten am Strand oder über dem Wasser.

Ich finde eine alte Internetseite mit traumhaften Bildern. Tauchen kann man dort auch. Wir beschließen spontan mitzukommen und reservieren. In der Zwischenzeit fahren wir nach Caye Caulker, einer touristischen Insel mit karibischem Charme. Muggl parkt im Alten Hafen von Belize City und wir nehmen das Wassertaxi. Kaum angekommen, fühlt man sich entspannt. Das Motto der Insel ist „go slow“. Da meine Erkältung trotz aller Medikamente nicht weggeht, beschließen wir, nur zu schnorcheln. Mit Caveman finden wir eine tolle Agentur, die uns eine super Tour bietet. Wir sehen Manatees, Seepferdchen, Adlerrochen, Karibische Sting Rays, eine Loggerhead-Schildkröte, grüne Meeresschildkröten, Ammenhaie, Moränen und bunte Fische. Wir sind so begeistert, dass wir für den nächsten Tag gleich eine Halbtages-Tour buchen. Caveman können wir wärmstens empfehlen!

Nach drei Tagen kehren wir zurück und treffen Frank mit Biscuit und seinem Kumpel Matt, der aus Kanada angereist ist. Am Sonntag, den 4. März, geht es los. Wir warten am Ufer des Sittee Rivers auf den Katamaran, der uns zur Northeast Caye bringt. Mit einer Stunde Verspätung trifft er ein. Wir laden unser Gepäck, Proviant und Trinkwasser auf den Katamaran. Drei Stunden dauert die Fahrt. Wir fahren aus dem Sittee River auf das offene Meer, an Inseln vorbei, bis schließlich keine mehr da ist. Die Sonne strahlt und Matt bekommt trotz Sonnencreme einen Sonnenbrand. Als wir ankommen, trauen wir unseren Augen nicht: türkises Wasser, weißer Sand, Palmen, runde Bambushütten auf Stelzen im Wasser, die man über Stege erreicht. Wir haben eine Beach Cabin gebucht, aber überlegen, ob wir nicht nach einem Upgrade fragen sollen. Nach der Begrüßung mit Getränken und Wassermelone stehen die Cabin-Nummern an. Wir haben schon einen handgezeichneten Lageplan erhalten und suchen gespannt nach Cabin No. 7. YES! Es ist eine Cabin auf dem Wasser. Wir haben ein kostenloses Upgrade bekommen! Die kommende Woche verbringen wir mit Tauchen, Schnorcheln und Kokosnüsse knacken. Die haben hier eine Station zum Öffnen von Kokosnüssen und einen Schredder, um das Fruchtfleisch auszukratzen. Wir pressen die frischen Kokosflocken durch ein Tuch und machen selbst Kokosmilch für Kaffee und White Russian. Weil es keinen Kühlschrank gibt, haben wir nicht viel Bier dabei, dafür umso mehr Rum. In der ersten Nacht leuchtet das Meer. Es sieht fast aus wie Glühwürmchen im Wasser, Biolumineszenz nennt sich das. Wir beobachten Sting Rays und Nurse Sharks von unserer „Haustür“ aus, wie sie unter unserer Cabin durchschwimmen oder darunter schlafen. Die Insel ist nicht groß, man kann sie in etwa 40 Minuten zu Fuß umrunden. Sie ist voll mit Kokospalmen und wir dürfen so viele Kokosnüsse essen und trinken, wie wir wollen. Die Jungs gehen gelegentlich Speerfischen, sodass ab und zu auch frischer Fisch auf unseren Tellern landet.

Wenn man um die Insel spaziert, landet man zwangsläufig bei einem kleinen Schiffswrack. 2012 landeten damit 25 Kubaner versehentlich auf der Northeast Caye. 15 Tage waren sie unterwegs und fast 1000 Kilometer durchs Karibische Meer gefahren. Das Boot ist ein Eigenbau, angetrieben von einem kleinen slowenischen Lastwagenmotor. Es ist ein Wunder, dass alle heil angekommen sind, sogar zwei schwangere Frauen. Drei Tage vor Erreichen der Northeast Caye ging der Motor kaputt und sie wurden nur noch von der Strömung getrieben. Auf der Insel wurden sie mit Essen und Trinken versorgt und durften ihre Familien anrufen. Belize nimmt keine Flüchtlinge auf, also brachten die Fischer die Flüchtlinge nach Honduras. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir müssen zurück. Frank, Biscuit und Matt bleiben noch eine Woche, für uns geht die Reise weiter. Am Samstag, den 10. März, verabschieden wir uns von den dreien und dem Rest der Inselbewohner und fahren zurück nach Hopkins, wo Muggl auf uns gewartet hat.

Noch am gleichen Tag fahren wir nach Placencia weiter, wo es vor allem Christoph nicht gefällt. Auf dem Weg dorthin fahren wir an protzigen Villen vorbei, die sich hauptsächlich amerikanische und kanadische Rentner gebaut haben und die dort überhaupt nicht hinpassen. Wir fahren wieder ein Stück zurück Richtung Hopkins und beschließen, einen freien Platz am Strand zum Campen zu suchen. Am Rande des Dorfes Seine Beight werden wir fündig. Wie immer stellen wir uns bei den Leuten vor und fragen, ob wir dort übernachten dürfen. Die Nachbarin Lauren und ihr Sohn Brian kommen uns entgegen und es ist kein Problem. Brian spricht sogar ein bisschen Schwitzerdütsch, er war mit einer Schweizerin zusammen und hat zwei Kinder dort. Er zeigt uns, wo sie wohnen und wir finden einen Haufen Welpen in ihrem „Garten“, der hier einfach der Sandstrand ist. Weiter gibt er uns eine kleine Führung durch das Dorf, wo wir den ein oder anderen Verwandten von ihm treffen und in der Bar landen, wo die Locals Bitters kaufen. Bitters sind eingelegte Wurzeln, deren Sud mit Rum und Wasser verdünnt wird und gegen verschiedene Leiden helfen soll. Wir sind in einem komplett schwarzen Dorf gelandet.

Um halb sieben bringt er uns zurück, als es langsam dunkel wird. Wir sind müde von der langen Bootsfahrt in der Sonne und der vielen Fahrerei, sodass wir zeitig ins Bett gehen. Um zwei Uhr klopft es: Es ist Brian, ein bisschen angetrunken. Er will uns zeigen, wie schön der Mond ist und dass es in der Nähe eine Disco gibt, wo das ganze Dorf versammelt ist. Wir sind die einzigen Weißen, was uns ein bisschen Unbehagen bereitet, aber sonst stört es niemanden. In der Disco gibt es einen Animateur, der die karibische Musik mit Sprechgesang unterbricht. Brian bringt uns eine halbe Stunde später zurück zu Muggl. Am nächsten Morgen wollen wir uns nur noch kurz von der Familie verabschieden, was uns zum Verhängnis werden sollte.

El Mirador – Die grösste Maya Pyramide der Welt

El Mirador - Eine 100-Kilometer - Wanderung durch den Dschungel Guatemalas

In den ersten Tagen in Guatemala hören wir immer wieder von El Mirador. Die Einheimischen fragen uns, ob wir vorhaben, dorthin zu wandern, da es so beeindruckend sei und die Trockenzeit die beste Zeit dafür wäre. El Mirador ist die größte und bedeutendste Maya-Stätte der Präklassik. Nicht nur die Höhe der größten Pyramide, La Danta, mit etwa 70 Metern ist beeindruckend, sondern auch das Volumen von 2,8 Millionen Kubikmetern. Damit zählt sie zu den größten Pyramiden der Welt. Die mehr als 30 Gebäude sind bisher nur zu einem Bruchteil ausgegraben, und man kann nur erahnen, was unter den bewachsenen Hügeln noch verborgen liegt.

Begeistert von der Idee, erkundigen wir uns, wie und von wo aus man dorthin gelangt. Schnell stoßen wir auf die Organisation Cooperativa Carmelita. Carmelita ist das letzte Dorf vor dem Outback und liegt bereits im Maya-Reservat. Fast das gesamte Dorf arbeitet für die Expeditionen zu El Mirador. Also marschieren wir in Flores ins Büro dieser Cooperativa und informieren uns genauer. Es klingt alles großartig! Die Tour dauert fünf Tage: Am ersten Tag wandert man 17,5 Kilometer, am zweiten Tag 23 Kilometer, dann hat man einen Tag bei den Ruinen und wandert die gleiche Strecke in zwei Tagen zurück. Mulis tragen unser Gepäck, und übernachtet wird in Camps in Zelten.

Wie es der Zufall will, kommt gerade ein Deutscher von der Expedition zurück ins Büro und erzählt ebenfalls begeistert von seiner Erfahrung. Also gut, wir sind dabei. Aber was machen wir mit Maya? Ich frage Juan Carlos, den Mann im Büro, ob er eine Idee hat, was Leute mit Hunden in diesem Fall machen. Kein Problem, meint er. In Carmelita können sie jemanden finden, der fünf Tage auf Maya aufpasst. Das machen sie ab und zu so. Er selbst schaut sich Maya an, da er einen dreimonatigen Pitbull-Welpen hat. Da Maya jedoch mehrmals am Tag Futter braucht und nicht nur morgens und abends, klappt es leider nicht, dass er sie nimmt. Aber er meint, in Carmelita gibt es Familien, die das immer mal wieder machen. Er würde Hugo, den Chef der Organisation, anrufen und uns schon mal anmelden. Hugo wird, wenn wir ankommen, jemanden für uns gefunden haben. Es gibt nur eine Schranke am Eingang zum Reservat, die wir passieren müssen. Dort müssen wir unser Ticket zeigen und sollen nicht sagen, dass wir einen Hund haben. Na gut

Wir bringen schnell die Klamotten, die wir für die Wanderung brauchen, in die Wäscherei, kaufen ein paar Lebensmittel und um 15:00 Uhr geht es schon los nach Carmelita. Gut 80 Kilometer sind es von Flores nach Carmelita. Die Straße ist jedoch sehr schlecht und nicht asphaltiert, sodass wir mit drei Stunden rechnen müssen. Die Fahrt ist schön, wenn auch ziemlich holprig. Es geht durch grüne Wiesen, über Hügel, an Ranchos, Pferde- und Rinderherden vorbei. Ab und zu kommt ein kleines Dorf, wo Kinder, Hunde und Schweine in allen Größen auf den Straßen herumlaufen.

Als wir an der Schranke ankommen, zeigen wir unser Ticket. Der Mann fragt uns nicht nach Haustieren, sondern sagt gleich „Inspektion des Fahrzeugs“, also will er ins Auto schauen. Na bravo! Maya hatte sich während der Fahrt unterm Bett hinter den Campingstühlen versteckt und geschlafen. Ich musste sie kurz suchen und dachte mir, der Hund kann doch nicht während der Fahrt verschwinden! Kurz vor der Schranke ist sie aber wieder hervorgekrochen. Ich mache die Schiebetür auf, und sie liegt neben der Kühlbox ganz flach am Boden, mit dem Kopf zwischen ihren Pfoten und schaut mich mit großen Augen an. Er sieht sie nicht, ich stehe dazwischen, stelle mich dumm und frage, was er denn suchen würde. „Mascotas“, sagt er. Er sieht sie immer noch nicht, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass wir keine Haustiere haben. Ich muss sie also verraten.

„Ach so“, sage ich, „das wussten wir gar nicht. Wir haben einen Hund, aber sie ist doch noch ein Welpe. “ Das beeindruckt ihn wenig, und er lässt uns nicht passieren! Damit hatten Juan Carlos und wir nicht gerechnet. Alles Verhandeln hilft nichts, obwohl es in den Dörfern überall Straßenhunde gibt. Wir sind stinksauer, aber wir müssen umdrehen, ob wir wollen oder nicht. Aber was jetzt? Schnell nachdenken, welche Optionen bleiben uns: Zurückfahren und versuchen, unser Geld wiederzubekommen und El Mirador sausen lassen?

Schlussendlich fahren wir ins letzte Dorf zurück und beschließen, jemanden zu suchen, der vertrauenswürdig aussieht und einfach zu fragen, ob jemand auf unsere Kleine für die fünf Tage aufpassen kann. Aber wo anfangen? Auf der Hinfahrt ist uns eine alte Frau aufgefallen, die vor ihrem Haus saß und um sich herum eine ganze Horde kleiner Schweinchen versammelt hatte, die etwa eine Handvoll groß waren. Ich steige die paar Stufen von der Straße zum Haus hinauf, wo mir die Frau schon entgegenruft „Adelante…“, was so viel heißt wie „Hereinspaziert“ oder „Kommen Sie näher“. Ich erkläre auf Spanisch, dass ich eine sehr komische Frage habe, worauf sie entgegnet, keine Frage sei komisch.

Als ich ihr unsere Situation schildere und frage, ob sie jemanden wüsste, überlegt sie kurz und ein Nachbar die Straße hoch fällt ihr ein. Den ruft sie sofort an, und das funktioniert tatsächlich über’s Buschtelefon: Sie ruft „also ohne Telefon“ dem Nachbarn gegenüber zu, der ruft dem Nachbarn daneben zu, der wiederum dem Nachbarn daneben zuruft, bis die Nachricht Raul erreicht, welcher gleich anmarschiert kommt. Ich erkläre die ganze Situation nochmal. Raul zögert nicht lange und ist einverstanden, was auch daran liegen mag, dass wir ihm Geld geboten haben. Aber Maya braucht ja auch Pflege, mehrmals täglich Futter und morgens und abends Antibiotika.

Wir folgen Raul mit Maya und ihren Sachen zu seinem Haus. Es ist eingezäunt, hat er uns erklärt, da können keine anderen Tiere rein. Seine Frau Dora erwartet uns, und eine ganze Schar Kinder folgt uns. Alle sind neugierig, was das für ein spezieller Hund ist, der so viel Spielzeug und eine Tüte Hundefutter und Hundekekse dabei hat. Hier interessieren sich die Leute nicht besonders für Hunde, streicheln tut sie sowieso keiner, und Hundefutter kriegen die in den seltensten Fällen. Raul hat auch einen Hund, und es sieht aus, als würde es ihm recht gut gehen. Er zeigt mir, wo Maya schlafen wird, und ich lege ihre Decke auf den nackten Boden in seinem Wohnzimmer. Mit nacktem Boden meine ich Erde, also kein Beton, Holz oder gar Fliesenboden. Die Leute hier sind sehr arm.

Ihr werdet euch jetzt denken, wie können die nur ihren Hund einfach bei irgendwelchen Leuten lassen? Maya hat die ersten zwei Monate ihres Lebens unter weit schlimmeren Bedingungen gelebt, und wir haben komischerweise ein sehr gutes Gefühl. Ein bisschen traurig war ich natürlich schon, als wir sie zurückgelassen haben.

Also fahren wir ziemlich zügig wieder zurück zum Gate, da es ja schon fast dunkel wird und noch ein ganzes Stück der schlechten Straße vor uns liegt. Der fiese Mann am Gate schaut ziemlich ungläubig drein, als wir schon wieder da stehen. Er will natürlich wieder ins Auto schauen und glaubt mir nicht, dass wir Maya einfach irgendwo abgegeben haben. Er steigt ins Auto und versucht, sie sogar mit Lockrufen aus ihrem Versteck zu kriegen. Nichts zu hören, aber er glaubt uns immer noch nicht! Christoph hat Fotos von uns, Raul und den vielen Kindern gemacht, und wir zeigen sie ihm. Er ist skeptisch, aber ein Kollege erkennt Raul auf dem Bild. Gut, das wäre geklärt. Jetzt muss er aber erst noch etwa zehn Minuten telefonieren, und wir fragen uns, was er da macht?! Es wird schon langsam dunkel, als wir nach insgesamt etwa 20 Minuten endlich weiterfahren dürfen. Welch ein Glück, dass Muggl vier große Scheinwerfer am Hirn hat! Um 20:30 Uhr kommen wir endlich an. Hugo hatte das Büro der Cooperativa schon verlassen, kommt aber gleich angelaufen. So viele Fahrzeuge kommen da vor allem zur Nachtzeit nicht an, sodass unser Eintreffen nicht unbemerkt bleibt.

Er hätte tatsächlich eine junge Frau für uns ausfindig gemacht, die auf Maya aufpasst. Ja, die durchsuchen bei der Einfahrt jetzt die Autos, erkläre ich ihm. Er muss sich da wohl mit Juan Carlos etwas anderes ausdenken. Er erklärt uns, wie der kommende Morgen aussehen wird und wo wir duschen und parken können. Wir sind so kaputt, dass wir es gerade noch schaffen, unsere Sachen für die nächsten fünf Tage zu packen. Dann fallen wir todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen um 7:00 Uhr sind wir mit unserem Gepäck am Büro der Cooperativa. Um 7:30 Uhr werden wir zum Comedor, einer Art Outdoor-Speisesaal im Hinterhof einer Familie, geführt, wo wir Frühstück bekommen (Rührei mit Bohnen und Kaffee). Von jetzt an werden wir die nächsten Tage regelrecht gemästet.

Die anderen Teilnehmer unserer Gruppe kommen alle erst am Morgen aus Flores. Ein Minibus hat sie um 5:00 Uhr abgeholt, und wir sind froh, dass wir schon da sind und nicht so früh aufstehen mussten. Um 8:00 Uhr sollten sie ankommen, wir warten. Langsam kommt unser Team inklusive Mulis an, nur die anderen der Gruppe verspäten sich. Um 9:00 Uhr sind auch sie endlich da, kriegen dann auch erstmal alles erklärt und auch noch Frühstück. Bis wir loskommen, ist es halb 11, und ich habe schon fast wieder Hunger. Als wir losziehen, sind wir eine Gruppe von insgesamt 17 Personen: elf Abenteurer, ein Guide namens Rosa mit Assistent Rodolfo, die Köchin Ingrid mit Hilfsköchin, der Muliführer Giovanni und ein junger Kerl namens Juan, der unser englischer Dolmetscher sein wird, sowie zwei Pferde und fünf Mulis.

Unter den elf Abenteurern sind Eva aus Frankreich (ursprünglich aus Wien), Rafael und Lisi aus Österreich, Nerie aus New York (ursprünglich aus Guatemala City), Johanna und Jannis aus Deutschland, Matthias aus Deutschland, Sophie aus Dänemark, Florian aus Deutschland und wir zwei.

17,5 Kilometer ist unsere heutige Tagesetappe. Relativ schnell wird der Untergrund grob, und man kann an den tiefen Furchen erkennen, wie tief der Schlamm in der Regenzeit hier ist. Der eingetrocknete Boden ist hart wie Teer, und wir balancieren geschickt darüber. Man muss immer aufpassen, wo man hintritt, sodass gar nicht viel Zeit bleibt, die Landschaft zu bewundern, die zwar die ganze Zeit aus Wald besteht, trotzdem aber schön ist. Die beiden Köchinnen sind uns mit Pferd kurz voraus und versorgen uns unterwegs mit frischen Früchten und Sandwiches. Unsere Guides schleppen Wasserflaschen mit, die wir unterwegs auffüllen können. So wandern wir unter dem Schatten der Bäume durch den Dschungel und finden es trotz der brennenden Sonne eigentlich ganz angenehm. Moskitos und sonstige Plagegeister gibt es hier während der Trockenzeit zum Glück nicht, was leider auch auf das übrige Tierleben zutrifft. Die Wildtiere sind zu dieser Zeit in höheren Lagen in den Bergen, wo sie mehr Wasser zur Verfügung haben. So bleibt nur denen, die ganz vorne laufen, mal ein flüchtiger Blick auf eine kleine Schlange oder den ein oder anderen Wildfasan.

Gegen 16:00 Uhr kommen wir in der Mayastätte El Tintal an, wo wir von Brüllaffen begrüßt werden. Kurz bevor wir das Camp betreten, erklärt uns Rosa noch etwas zu den Mauerresten, auf denen wir gerade stehen, als uns ein junger Mann mit blonden, zerzausten Haaren, Poncho, kurzem Lederlendenschurz mit nichts drunter und barfuß entgegenkommt. Er grüßt, als wäre es das Normalste auf der Welt, halbnackt durch den Dschungel zu laufen. Wir grüßen zurück und versuchen, unsere Aufmerksamkeit bei Rosa zu lassen, was uns aber nicht wirklich gelingt. Immerhin schaffen wir es, uns solange zusammenzureißen, bis er außer Hörweite ist, bevor wir in lautes Gelächter ausbrechen. Christoph hat in diesem Moment die GoPro laufen, das Video müsst ihr euch unbedingt ansehen!

Er hat definitiv unseren Tag gemacht! Als wir dann endlich unser Camp erreichen, erwarten uns Zelte mit Matratzen, Kissen und Decken, Hängematten, Erfrischungsgetränke und wieder frische Früchte. So kann man es aushalten! Es gibt Regenwasserduschen und ein Plumpsklo. Die Küche ist rustikal, und gekocht wird am offenen Feuer, wo unsere Köchinnen schon das Abendessen zubereiten. Wir ruhen uns erstmal kurz aus und laufen dann nur ein kleines Stück zur Pyramide El Tintal zurück, wo wir uns den Sonnenuntergang anschauen. Auch unser Freund im Lendenschurz ist wieder da, diesmal mit einer Rassel. Er summt irgendeine Melodie und rasselt dazu. Wir müssen uns schon wieder zusammenreißen, zu komisch ist dieser Anblick, vor allem weil es ihm richtig ernst scheint. Er sagt ganz ernst, diese Erfahrung „is already life changing“. Na dann warten wir mal, bis uns die Erleuchtung kommt oder sich unser „life changed“.

Alt werden wir an diesem Abend nicht, außerdem müssen wir morgen früh raus, da der längste Abschnitt noch auf uns wartet. Um 5:00 Uhr aufstehen, das Gepäck abgeben, damit die Mulis bepackt werden können, 5:30 Uhr Frühstück mit Rührei, Reis und Bohnen, 6:00 Uhr Abmarsch. 23 Kilometer liegen heute vor uns. Der Weg wird aber besser, den erhärteten schlammigen Abschnitt haben wir weitgehend hinter uns, und es geht den ganzen Weg ziemlich eben dahin, was es leichter macht. Unsere Gruppe hat so ziemlich das gleiche Tempo, sodass niemand zurückbleibt, und wir zügig vorankommen. Etwa sieben Stunden marschieren wir an diesem Tag und sind froh, als wir endlich das Camp in El Mirador erreichen. Es ist etwas rustikaler als das erste, trotzdem aber sehr gut organisiert. Auch hier stehen uns wieder Zelte mit Matratzen, Decken und Kissen zur Verfügung. Zum Duschen gibt’s einen Eimer Wasser pro Person. Royal Turkeys, das sind bunte wilde Truthähne, ziehen durchs Camp und suchen nach Futter.

Wir rasten erstmal, bevor wir zum Sonnenuntergang die 20 Minuten zur höchsten Pyramide La Danta aufbrechen. Raus aus den Wanderschuhen, und ich haue mir gleich mal am ersten Stein, der mir in die Quere kommt, den kleinen Zeh auf. Ein Hautfetzen hängt weg, und er blutet. Sch…! Damit die nächsten drei Tage noch etwa 50 Kilometer wandern, mir wird schon ganz schlecht. Also verarzte ich mich mal so gut es geht, klappe den Hautfetzen wieder dahin, wo er hingehört, und bandagiere ihn mit Compeed Blasenpflaster, das ich erst nach der Expedition wieder abmache. Zähne zusammenbeißen und durch.

Steil gehen die Stufen das letzte Stück zur Pyramide hoch. Oben angekommen, ist der Blick über den Dschungel faszinierend. Wir haben schönes Wetter und können recht weit sehen. Nicht dass man da viel sieht, weil weit und breit ja nichts kommt. Es ist einfach schön ruhig, keine Autos, keine Musik, nur unsere Gruppe, die sich immer noch über den blonden Typ im Lendenschurz lustig macht, den wir mittlerweile „the golden Mayan“ nennen! Wir sind eine tolle Truppe und lachen viel miteinander, und jeder von uns wartet auf’s life changing. Am nächsten Tag, es ist Sonntag, der 25. März und Christophs Geburtstag, stehen wir früh auf, um uns auch den Sonnenaufgang auf der Pyramide anzuschauen. Da hat er sich schon eine ziemlich coole Geburtstagslocation ausgesucht.

Heute erkunden wir die Stätte und wandern von Ausgrabung zu Ausgrabung und von Pyramide zu Pyramide. Das Gelände ist riesig. Spydermonkeys beobachten uns und protestieren immer dann, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Ihr werdet euch jetzt denken, wie sieht das denn aus, wenn Spydermonkeys protestieren? Die hängen sich mit Armen, Beinen und Schwanz in die Bäume und rütteln wie verrückt daran herum, bis Äste abbrechen, und werfen diese dann runter! Runter kommen die Burschen zwar nicht, aber wir machen trotzdem einen Bogen um sie. Knapp 14 Kilometer laufen wir auch an diesem Tag, und ich bin froh, dass es abgesehen von ein paar Stufen eben dahin geht. Der Zeh tut nämlich schon ziemlich weh. Am nächsten Tag steht nochmal ein hartes Stück an. Wir stehen wieder früh auf und marschieren um 6:30 Uhr zurück zum ersten Camp El Tintal. Es ist für uns schon anstrengend, aber den anstrengendsten Part haben definitiv die beiden Köchinnen. Sie sind jeden Tag schon um 4:00 Uhr wach, heizen das Feuer an und kochen für uns. Sie marschieren den gleichen Weg wie wir, auch wenn sie abwechselnd auf einem Pferd reiten, aber Pausen haben die beiden kaum, denn wenn wir im Camp ankommen, sind sie schon da und haben schon wieder Snacks für uns vorbereitet. Wir werden so gut umsorgt, dass wir trotz der Anstrengung sogar noch ein bisschen zunehmen!

Unser Dolmetscher Juan, ein 19-jähriger El Salvadorianer, der die Tour schon etwa sechs Mal mitgemacht hat, hat uns für unseren letzten Abend im Camp Bier organisiert. Und was gibt es Schöneres als ein kaltes Bier nach anstrengender sportlicher Betätigung! Es gibt genau ausreichend Hängematten, sodass jeder von unserer Gruppe richtig entspannen kann. Wir hatten richtig Glück, zum einen so coole Leute in unserer Gruppe zu haben, zum anderen die einzige Gruppe gewesen zu sein, die am 23. März gestartet ist. Uns kommen auf dem Rückweg mehrere Gruppen mit bis zu 20 Personen entgegen, da es auf Ostern zugeht und die Guatemalteken Ferien haben.

In jedem Camp, das wir erreichen, muss sich jeder in ein Buch eintragen, mit Namen, Reisepassnummer und Herkunftsland. Für den Fall, dass jemand unterwegs verloren geht, kann man wenigstens nachvollziehen, wo er verloren gegangen ist. Ich entdecke einen Eintrag von einer Person namens AXXA aus dem Herkunftsland Atlantis. Seitdem nennen wir unsere Gruppe „Brothers from Atlantis“. Wir verbringen einen äußerst amüsanten letzten Abend, denn wir mussten ja Christophs Geburtstags-Weinflasche noch austrinken, für die wir am Vortag einfach zu müde waren. Außerdem gab es, wie die letzten vier Tage auch schon, ein wenig Gras, und so kam eins zum anderen, während wir immer noch auf das lebensverändernde Erlebnis warteten.

Die 17,5 Kilometer am letzten Tag ziehen sich endlos hin, und ich kann es kaum erwarten, Maya wieder abzuholen. Wir hatten die ganze Zeit ein gutes Gefühl und waren froh, sie bei Raul und seiner Frau Dora gut untergebracht zu wissen. Ich bin gespannt, ob sie sich freut, uns zu sehen, und wie es ihr ergangen ist. Als wir nach drei Stunden endlich die ersten Häuser von Carmelita entdecken, ist die Erleichterung groß. Wir bekommen noch ein Mittagessen zum Abschluss und dürfen im kleinen Hotel der Kooperative duschen. Auch unser Guide Rosa hatte Spaß mit uns und meinte, sie hätte noch nie eine Gruppe gehabt, die sich so gut verstanden und so viel Spaß miteinander gehabt hätte. Wir verabschieden uns vorerst von den „Brothers of Atlantis“ mit der Aussicht, uns in Flores wiederzutreffen, da jeder den gleichen Weg hat.

Gerade als wir Carmelita verlassen wollen, werden wir noch aufgehalten. Ein Arbeiter fragt, ob wir ihn ein Stück mitnehmen können; er müsse nach Flores und hat jetzt zwei Wochen Ferien. Gut, wir haben zwar keinen Sitz, aber er kann gerne auf der Kühlbox mitfahren. Also hüpft er die nächsten drei Stunden mit uns mit. Als wir Maya abholen, rennt sie gerade über Rauls Grundstück, eines der Kinder hinterher. Es geht ihr bestens, und sie freut sich wahnsinnig, uns wiederzusehen. Ich finde, sie ist gewachsen, vor allem ihre Pfoten sind größer geworden. Sie hatte immer zwei Flecken am Kopf zwischen den Ohren, wo das Fell weg war, die sind nun verschwunden. Ja, sie sieht richtig gut aus! Dora gibt mir ihre Sachen; sie haben noch die Leine und das Handtuch gewaschen und Maya gebadet. Wir freuen uns sehr, dass wir so kurzfristig einen schönen Platz für sie gefunden haben, und sie haben sich offensichtlich sehr um sie gekümmert.

Am Abend treffen sich die „Brothers from Atlantis“ noch zum Abschied in der Sky Bar in Flores. Wir beschließen, in Kontakt zu bleiben, und einer von den Verrückten, nämlich Nerie, bucht noch an dem Abend in der Bar auf dem iPhone einen Flug für September in die Schweiz. So viel Spontanität habe ich noch nie erlebt! Jannis schlägt vor, ihn mit uns am 18. September 2018 um 11:00 Uhr am Flughafen in Zürich abzuholen. We’re looking forward

Grenzübertritt Belize nach Guatemala bei Melchor de Mencos

Am 19. März brechen wir in San Ignacio zur guatemaltekischen Grenze bei Melchor de Mencos auf. Der Übergang ist klein und voller Autos und kleiner LKWs. Wir parken Muggl rechts vor dem Gebäude und füllen zunächst einen Fragebogen aus: Wo waren wir, wo haben wir übernachtet (Hotels oder Camping), welche Sehenswürdigkeiten haben wir besucht und wie viel Geld haben wir ausgegeben? Danach erhalten wir am Schalter den Ausreisestempel. Christoph muss noch in ein Zimmer hinter den Zöllnerkabinen, um Muggl auszuchecken, da Muggl in seinem Reisepass eingetragen ist. Ich warte zwischen den Grenzen, da ich nicht zurück darf. Hoffentlich dauert es nicht lange, denn Maya wartet im Auto, und es ist ziemlich warm. Nach zehn Minuten kehrt Christoph zurück, und wir fahren weiter.

Bevor wir in Guatemala einchecken, zahlen wir 4 Dollar, und Muggl wird erneut besprüht. Dann parken wir gegenüber der guatemaltekischen Migration. Das Gebäude ist offen und übersichtlich: drei Warteschlangen und eine Kasse. Wir checken ein und erhalten 90 Tage für die C4-Länder: Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua. Danach zahlen wir für Muggl an der Kasse und kehren zu unserem Schalter zurück. Der Beamte wirft einen kurzen Blick auf Muggl, will nicht ins Auto schauen und fragt nicht nach Haustieren. Nach insgesamt 50 Minuten ist alles erledigt, und wir fahren weiter. Wir haben Maya quasi geschmuggelt, obwohl wir vorher beim Tierarzt ihre Reisepapiere geholt haben. Auch gut.

Das Versicherungsbüro, das laut iOverlander 200 Meter nach der Grenze auf der rechten Seite sein soll, finden wir nicht. Ich frage herum, aber niemand kennt es. In Flores versuchen wir es erneut, finden das Büro, doch es wirkt seit Langem geschlossen. Da für Guatemala keine Versicherung vorgeschrieben ist, lassen wir es bleiben.

Gesamtzeit: knapp eine Stunde!

Grenzübertritt von Chetumal Mexiko nach Corazal Belize

20.02.2018 Adios Mexiko, willkommen Belize. Am Dienstagvormittag brechen wir von Chetumal zur Grenze auf. Kaum sind wir aus der Stadt, treffen wir auf eine Polizeikontrolle. Die Polizistin erklärt lachend, dass wir zu schnell gefahren seien. Innerorts gilt nur 40 km/h, sagt sie auf Spanisch. Ich frage, wie schnell wir waren, bekomme aber keine Antwort. Na bravo, denken wir, das hat uns an unserem letzten Tag gerade noch gefehlt! Ein Kollege kommt dazu und fragt, ob wir Englisch sprechen. Ja, antworten wir, und auch er erklärt, dass wir zu schnell waren. Auch er gibt keine Auskunft über unsere Geschwindigkeit. Irgendwie finden sie das alle lustig, und bald lachen wir mit. Niemand will Geld von uns, sie weisen uns nur darauf hin, langsamer zu fahren. Dann schicken sie uns weiter. Wir vermuten, dass sie die neuen Laserpistolen gerade bekommen haben und deshalb so viel Spaß damit haben. Mexikaner sind eben ein bisschen wie große Kinder.

Einige Minuten später erreichen wir die Grenze. Dort checken wir aus und lassen unsere Pässe stempeln. Da wir Mexiko zwischenzeitlich verlassen und nach Kuba geflogen sind, müssen wir die Touristengebühr von 533 Pesos pro Person erneut zahlen. Dann suchen wir das Büro, um unseren Camper auszuchecken. Die Frau am Schalter hat jedoch keine Ahnung, wovon wir sprechen. Wir müssen innerhalb von 12 Monaten ein Dokument über den Export unseres Campers an die USA schicken, um zu bestätigen, dass wir die NAFTA-Staaten verlassen haben. Sie kann uns kein entsprechendes Dokument ausstellen.

Na gut, wenn sie nicht weiß, was wir wollen, setzen wir auf die Belizaner. Weiter geht’s zur Desinfektionsstation. Ja, ihr lest richtig: Wir müssen die Fenster schließen, und Muggl wird mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Das Ganze kostet 10 Belize-Dollar oder 5 US-Dollar oder 100 Pesos, und wir erhalten eine Quittung, die wir später vorzeigen müssen. Weiter geht’s zur Immigration, wo uns ein sehr freundlicher junger Grenzbeamter mit Handschlag und den Worten „Welcome to Belize“ schon auf dem Parkplatz begrüßt. Er erklärt uns, dass wir das Auto hier stehen lassen können und ihm ins Immigration Office folgen sollen. Dort zeigt er uns, wo wir das Einreiseformular ausfüllen, unseren Stempel bekommen und wo Muggl seine Papiere erhält. Kaum haben wir das Gebäude betreten, bekommen wir eine Landkarte von Belize in die Hand gedrückt, mit Sehenswürdigkeiten, Naturhighlights und Aktivitäten. Sehr freundliche Menschen, die Belizaner.

Der Beamte am Immigration-Schalter fragt zuerst: „Who is this Lucky guy?“ In so einem ernsten Rahmen braucht man immer etwas, um den Humor zu verstehen. Der Officer scherzt mit uns und nennt Christoph „Lucky guy“, weil er das Glück hat, mit mir zu reisen. Endlich erkennt das mal jemand! 😉

Wo wir hinwollen, fragt er. Wir sagen, dass wir nach Crooked Tree wollen, einem Dorf zwischen Orange Walk Town und Belize City. Er warnt uns vor Cashew Wine in der Gegend, der macht betrunken. Klar, ist ja Wein. Wenn man am nächsten Tag aufwacht und denkt, man hätte seinen Rausch ausgeschlafen, aktiviert die Sonne den Alkohol wieder, und man wird wieder betrunken. Das klingt ja abgefahren. Mal sehen, ob wir Cashew Wine irgendwo finden. 

Wir müssen keine Fingerabdrücke abgeben und nicht grimmig in eine Kamera schauen. Der Beamte fragt uns, wie lange wir bleiben wollen, und trägt uns 30 Tage in die Reisepässe ein. Wie unkompliziert! Am nächsten Schalter erhält auch Muggl seine „Aufenthaltsgenehmigung“ in Form eines Papiers mit seinen Daten und der Aufenthaltsdauer. Wie wir bekommt er 30 Tage, und dieses Dokument ist jetzt sein „Passport“, meint der Beamte. Das kostet 30 US-Dollar, und ich hoffe, das reicht den Amerikanern, um Muggls Einreise nach Belize als Ausreise aus Mexiko zu akzeptieren.

Als nächstes inspizieren sie unseren Kühlschrank. Mist! Ich habe vergessen, die Eier zu verstecken. Nachdem wir bisher von niemandem gehört haben, dass das Auto durchsucht wurde, haben wir uns getraut, Lebensmittel so zu verstauen, dass man alles ausräumen müsste, um sie zu finden. Der fünfte Beamte erklärt gelassen: „Wissen Sie, wir hatten mal Vogelgrippe, und seitdem dürfen keine Geflügelprodukte mehr eingeführt werden. Aber keine Sorge, wir haben Eier in Belize.“ Na dann ist’s ja gut, und ich will nicht für eine Massenepidemie verantwortlich sein. Für abgepackte Wurst hätten sich niemand interessiert, haben uns Reisende erzählt, die etwa zwei Wochen vor uns an derselben Grenze nach Belize eingereist sind. Das ist heute anders. Man muss es deklarieren, aber da unser Päckchen Salami und der Schinken das TIF-Siegel haben, drücken sie ein Auge zu. Dieses Siegel besagt, dass die Lebensmittel in Mexiko geprüft und genehmigt wurden. Die Käseknacker, die ganz unten in der Kühlbox sind, sieht er zum Glück nicht. Die haben nämlich kein Siegel, und der Verlust wäre für mich persönlich schon schlimm gewesen.

Das USDA-Siegel aus den USA wird auch anerkannt, und Lebensmittel mit diesem Siegel dürfen eingeführt werden, müssen aber auch deklariert werden. Außer der Kühlbox wollten sie nichts sehen, keinen Schrank, keine Schublade. Außerdem fragen sie nach Alkohol. Ein paar Dosen Bier haben wir dabei, das ist kein Problem. Von Tequila, Rum und Wein sagen wir nichts. Zu Reis sowie Obst und Gemüse sage ich nein. Was man genau und wie viel man nach Belize einführen darf, ließ sich für uns nicht genau herausfinden. Nach unserem Informationsstand darf man auf keinen Fall Obst, Gemüse, Geflügelprodukte wie Eier, Hühnchen- und Putenfleisch, Frischfleisch, Getreide, Mehl und Reis mitnehmen. Ein Liter Spirituosen pro Person ist erlaubt, wie viel Bier genau pro Person erlaubt ist, weiß ich nicht. Dosenfleisch ist okay. Mit dem Verlust der Eier können wir leben, und da sind wir aber auch selbst schuld.

So, die Grenzformalitäten wären erledigt. Nun brauchen wir noch eine Versicherung, und es kann losgehen. Etwa 200 Meter nach der Grenze gibt es in einem weißen quadratischen Gebäude das Versicherungsbüro. Vier Wochen Haftpflichtversicherung für unseren Muggl kosten 60 Belize-Dollar oder 30 US-Dollar, und wir bekommen einen Aufkleber, den wir an der Fahrerseite auf die Windschutzscheibe kleben müssen.

Alles erledigt! Belize, wir kommen……

Die Geschichte unserer Bremsscheiben – eine unglaubliche Tortur

Um die Geschichte zu verstehen, müssen wir in die Vergangenheit zurückkehren. Kurz nach unserem Start von San Francisco in Richtung Lake Tahoe hatten wir wieder einen Platten. Wir wechselten den Reifen auf dem Standstreifen der Interstate 580 Richtung Osten, mitten im Berufsverkehr. Man kann eben nicht wählen, wann man einen Platten hat! Mit dem montierten Reserverad fuhren wir bis Manteca und beschlossen, am nächsten Morgen eine Garage aufzusuchen, die uns den kaputten Reifen flickt und vielleicht gleich neue Reifen aufzieht. Unsere Mud Terrain-Reifen haben mittlerweile 50.000 Kilometer hinter sich, was für Reifen nicht viel ist. Doch das Profil ist ungleichmäßig abgenutzt, da wir mit Reifen, die für Schlamm und unbefestigte Straßen gedacht sind, hauptsächlich auf asphaltierten Straßen fuhren.

In den USA ist es nicht einfach, eine Werkstatt zu finden, die Reifen mit Schlauch und Springringfelgen repariert. Daher landeten wir bei der großen Kette Les Schwab. Dort wurden wir gut beraten und entschieden uns für die Toyo Open Country-Reifen. Der BF Goodrich All Terrain ist teurer, hat Lieferzeit und ist nicht unbedingt besser. Da wir alle vier Reifen wechseln mussten, ließen wir die Felgen gleich auswuchten. Während die Werkstatt die neuen Reifen montierte, gingen wir frühstücken. Eine gute Stunde später konnten wir Muggl wieder abholen. Weiter ging es nach Lake Tahoe. Nach einigen Kilometern stellten wir fest, dass es beim Bremsen ruckelte. Christoph vermutete, dass dies mit dem Reifenwechsel zu tun hatte. In Tahoe fuhren wir zu einer anderen Les Schwab-Filiale und erklärten unser Problem. Dort wiesen sie uns ab, das Rütteln habe nichts mit den Reifen zu tun, sondern liege an den Bremsen.

Wir fuhren weiter zum Yosemite-Nationalpark und dann Richtung Los Angeles. Das Rütteln begleitete uns ständig. Solange das Fahrzeug kalt war, war es nicht schlimm, aber wenn es warm wurde, rüttelte es stark und man wollte die Bremsen nicht zu stark betätigen. Kurz vor Santa Barbara hatten wir sowieso einen Termin in einer Werkstatt. Werner, ein Deutscher, wurde uns von Daniel empfohlen, den wir auf der Overland Expo in Flagstaff kennengelernt hatten. Der nordamerikanische Diesel hatte unsere Einspritzpumpe stark zugesetzt, und wir hatten bereits eine neue von unseren Mechanikern aus Deutschland schicken lassen. Werner schaute sich die Bremsscheiben an und stellte fest, dass sie stark abgenutzt waren. So ein Mist! Hätten wir das gewusst, hätten wir gleich neue Bremsscheiben mitbestellt. Die Zeit drängte, da unsere KFZ-Versicherung bald ablief und wir in ein paar Tagen die USA verlassen mussten. Die Agentur verlängerte unseren Vertrag nicht, und ein neuer Vertrag für sechs Monate und 1700 US-Dollar kam nicht in Frage. Wir beschlossen, die Bremsscheiben nach Mexiko schicken zu lassen. Dass dies kompliziert werden würde, ahnten wir noch nicht.

Wir baten den ADAC um Unterstützung und wollten die Scheiben zu einem Cargo-Office an einen der fünf internationalen Flughäfen in Baja California schicken lassen, wo wir sie abholen könnten. Tagelang, bzw. wochenlang, waren wir mit dem ADAC in Kontakt. Sie machten uns wenig Mut, da es schwierig sei, Pakete nach Mexiko zu schicken und vom Zoll zu bekommen. Wir bräuchten einen internationalen Zollagenten, und selbst das wäre keine Garantie. Sollte die Lieferung vom mexikanischen Zoll nicht akzeptiert werden, drohte sogar die Zerstörung der Ware. Das wollten wir nicht riskieren, denn es war schon schwierig, Bremsscheiben für unseren Iveco zu bekommen. Sie werden nur sporadisch hergestellt und waren gerade ausverkauft. Unsere Werkstatt hatte einen Satz von einem gebrauchten Iveco ausgebaut, der nur 5000 Kilometer runter hatte und praktisch wie neu war.

Das Paket war versandfertig und wartete beim ADAC auf weitere Anweisungen. In Mexiko trafen wir Yasmin und Stefan im Toyota Landcruiser (Zebra). Wir beschlossen, die Baja gemeinsam zu bereisen, um mehr Offroad unterwegs zu sein. Die Gegend ist dünn besiedelt, und bei einer Panne müsste man lange warten, bis jemand vorbeikommt. In Bahia de Los Angeles trafen wir auf eine amerikanische Community, die dort in einer kleinen Bucht lebte, ihre Ferienhäuschen hatte und ihr Rentnerdasein genoss. Sie luden uns ein, dort zu campen und das Internet zu nutzen, um unser Problem zu lösen. Ich könnte ins Detail gehen, aber das sprengt den Rahmen. Kurz gesagt, wir ließen die Bremsscheiben vom ADAC nach San Diego schicken, zu einem Freund, der eine Woche später zu Besuch kam. Das war der unkomplizierteste Weg, und wir durften so lange im Paradies bleiben, wo wir mit Walhaien schnorchelten, die Kayaks benutzten und mit Delfinen, Riesenschildkröten und Seehunden paddelten. Alle kümmerten sich toll um uns, und wir wurden oft abends zum Essen eingeladen. Letztendlich durften wir sogar die Werkstatt nutzen, wo Christoph und Stefan mit Hilfe der Männer die Bremsscheiben und Beläge selbst wechselten.

Endlich ist es geschafft. Nach zwei Wochen reisen wir mit gemischten Gefühlen weiter gen Süden. 280 Kilometer Schotterpiste entlang der Baja 1000 führen uns nach San Franciscito, wo wir übernachten, und dann weiter nach Guerrero Negro. Die letzten 30 Kilometer sind asphaltiert. Doch als wir zum ersten Mal abbremsen, ruckelt es immer noch. Sind es doch nicht die Bremsscheiben? Lief bei der Montage etwas schief? Wir wollen in den Ort, um Lebensmittel zu kaufen und Wäsche zu waschen. Die Männer lassen die Frauen in der Wäscherei und suchen eine Werkstatt. Doch ohne Spanischkenntnisse kehren sie schnell zurück und holen mich. Überraschung: ein Platten! Schon wieder! Wenn es läuft, dann läuft’s. Wir haben kein Glück. Zum Glück gibt es in Mexiko viele Autowerkstätten, und Reifen flicken sie routiniert. Unser System mit Schläuchen ist unpraktisch, aber diesmal haben wir uns an der Taco-Bude einen rostigen Nagel eingefahren. Der Reifen ist schnell repariert, und wir bitten, die Bremsen zu prüfen. Rechtes Radlager kaputt, stellt der Mechaniker fest. Zum Glück haben wir ein Ersatzteil dabei, und es wird sofort gewechselt. Die Mexikaner arbeiten geduldig und akribisch, was uns beruhigt. Nach drei Stunden ist es später Nachmittag, und wir haben noch nicht eingekauft. Wir beschließen, außerhalb von Guerrero Negro an der alten Werft zu übernachten. Erleichtert, dass das Problem gelöst ist.

Am nächsten Morgen kaufen wir ein, bevor es weitergeht. Wieder auf Asphalt und bei höherer Geschwindigkeit rüttelt es beim Bremsen wie zuvor. Ratlos kontaktieren wir unsere Werkstatt in Deutschland und andere Reisende mit dem gleichen Iveco, schicken sogar ein Video. Alle vermuten die Bremsscheiben. Unser Mechaniker meint, sie müssten leicht aufgehen; Rost oder Dreck dazwischen könnte das Rattern verursachen. In El Marasal suchen wir die nächste Werkstatt auf. Christoph und Stefan wollen die Bremsen zerlegen und gründlich reinigen. Ich frage, ob wir einen Platz und Werkzeug nutzen dürfen. Der Chef stimmt zu. Die Mechaniker sind hilfsbereit, beobachten uns und reichen Werkzeug. Sie vermuten, es könnte an den neuen Bremsscheiben liegen. Im Ort gibt es jemanden, der sie abdrehen kann. Der Lehrling bringt die Scheiben mit dem Fahrrad in die Metallwerkstatt. Fünf Stunden später ist alles wieder zusammengebaut. Christoph macht eine Testfahrt und kehrt niedergeschlagen zurück. Immer noch das gleiche Problem! Ein Mechaniker fährt mit und sagt, es müsse an den Bremsscheiben liegen. Wir verzweifeln. Immer noch Dreck im System? Ist etwas anderes kaputt?

Christoph grübelt noch immer, ob beim Reifenwechsel etwas schiefgelaufen ist. Aber was? Seitdem plagt uns das Problem. Ein blöder Zufall oder der wahre Grund? Jeder behauptet, es liege an den Bremsscheiben, alles andere haben wir dreimal überprüft. Keine Schrauben oder Bolzen sind gebrochen, keine Lager defekt. Die Mechaniker in der Werkstatt sind ratlos. Wir diskutieren über Ersatzteile und Reparaturen, um eine Lösung zu finden. Sie schlagen vor, alles morgen noch einmal zu prüfen. Was bleibt uns anderes übrig? Der Chef fragt: „Ihr wart gestern in einer Werkstatt in Guerrero Negro?“ „Ja“, antworte ich. „Das war bei seinem Bruder“, sagt er. Wir sind bekannt wie ein bunter Hund. Wir sollen um 8:00 Uhr wiederkommen. Am Abend suchen wir unser Camp außerhalb des Ortes zwischen Kakteen auf und diskutieren weiter. Stefan kennt sich mit Autos aus, aber auch er hat keine Erklärung. Christoph besteht darauf, dass der Reifenwechsel schuld ist, und wir wollen die Reifen von vorne nach hinten tauschen. Doch das scheitert, weil die Mexikaner die Muttern so fest angezogen haben, dass Stefan einen Schlüssel abbricht. Also morgen früh in der Werkstatt! Am nächsten Morgen erkläre ich, dass wir die Reifen tauschen möchten. Der Mechaniker wundert sich nicht und legt los. Ich schlage dem Chef vor, mit unserem Mechaniker in Deutschland zu telefonieren, der auch Spanisch spricht. Irgendwann wurde mir alles zu kompliziert, und meine Spanischkenntnisse reichten nicht mehr aus. Christoph macht nach dem Reifenwechsel eine lange Probefahrt, und das Problem ist verschwunden! Alle sind so perplex, dass niemand etwas dazu sagen kann. Der Werkstattmeister fährt selbst und bestätigt, dass alles in Ordnung ist und die Bremsleistung stimmt. Was noch unrund läuft, sind die Felgen. Christoph hatte recht: Der Reifenwechsel bei Les Schwab hatte Folgen. Dort ließen wir die Felgen wuchten, was misslang. Was für eine Tortur, das müssen wir erst einmal verdauen!

Wie wir fast auf den Hund gekommen wären

Am Montagmittag, den 22. Januar, machten wir uns von Merida auf den Weg Richtung Südosten, mit Tulum als Ziel für die nächsten Tage. In Merida hatten wir ein amerikanisch-kolumbianisches Pärchen kennengelernt: Mariana aus Kolumbien und Eric aus Boston, USA. Begleitet wurden sie von ihrem Hund Marbel, einem Mix aus und Husky. Da sie die gleiche Route wie wir hatten, beschlossen wir, die nächsten Tage gemeinsam zu reisen.

Auf dem Weg nach Tulum gab es viel zu entdecken, vor allem die zahlreichen Cenotes – Wasserlöcher, die unterirdisch über ein Höhlensystem miteinander verbunden sind und teilweise beeindruckende Tiefen erreichen. Wir begannen unsere Erkundungstour bei den Cenotes rund um Cuzama. Vor etwa 200 Jahren wurde in dieser Gegend „grünes Gold“ angebaut und geerntet – eine Pflanze, deren robuste Fasern zur Herstellung von Seilen genutzt wurden. Heute sind die meisten Plantagen verwildert, aber ein Teil des Schienensystems, das einst zum Abtransport der Ernte diente, existiert noch. Pferde ziehen nun Besucher von Cenote zu Cenote. Anfang der Woche war es nicht besonders belebt, und der Parkplatz, eine große Wiese, war fast leer. Am Eingang gab es Toiletten und sogar eine Dusche, und wir mussten nichts fürs Übernachten zahlen.

Wir parkten am hinteren Ende des Parkplatzes am Waldrand, schlugen unser Lager auf und beschlossen, am nächsten Morgen früh die Cenotes zu besuchen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Besucher auftauchte – eine Hundedame, die wir sofort fütterten, obwohl sie nicht verhungert zu sein schien. Seit kurzem hatten wir immer einen Sack Hundefutter dabei. Das sprach sich schnell herum, und nach und nach gesellten sich zwei weitere Hundedamen dazu, eine davon eine Mutter, die auch gleich ihre drei Welpen mitbrachte. Die Kleinen waren anfangs noch scheu, aber neugierig und tasteten sich immer näher an uns heran. Am Ende des Tages ließen sie sich zwar noch nicht fangen, aber sie lagen immerhin schon auf unserer Strohmatte vor dem Muggl. Zwei der Welpen waren weiß, was für Straßenhunde schnell unattraktiv aussieht. Der dritte war schwarzbraun mit hellbraunen Pfoten – alles Mädchen. Für den nächsten Nachmittag nahmen wir uns vor, die Kleinen zu waschen.

Am nächsten Morgen bekamen alle sechs Hunde erst einmal Frühstück. Sie waren natürlich schon vor uns wach und warteten mit wedelnden Schwänzen. Die Nacht hatten sie vor, unter oder hinter unseren Campern verbracht. Wir begaben uns auf unsere Cenotes-Tour und ließen uns von einem Pferd im kleinen Wagen über die Schienen von Wasserloch zu Wasserloch ziehen. Als wir zurückkamen, war die Hundemama nur mit einem Welpen da, und wir wunderten uns, wo die anderen beiden geblieben waren. Nach fast zwei Stunden waren sie immer noch nicht aufgetaucht, und wir begannen uns Sorgen zu machen. Wir fingen mit dem übrig gebliebenen Welpen an, inspizierten ihn und stellten fest, dass er Flöhe und einige Zecken hatte. Die Zecken entfernten wir per Hand oder Pinzette, und Mariana behandelte geschickt eine eitrige Entzündung zwischen den Zehen. Sie hatte einige Monate Freiwilligenarbeit in einem Tierheim geleistet und war im Umgang mit Hunden sehr geübt. Außerdem hatten sie ja ihren Marbel dabei und somit auch Medikamente und Flohmittel. Dann badeten wir den Welpen in Spülmittel, was Flöhe gar nicht mögen, und wuschen die toten Plagegeister einfach weg. Der Klomann drehte uns den Wasserschlauch in der Nähe auf und schaute uns freudig zu. Der kleine Welpe war tapfer und ließ alles über sich ergehen. Die Mama hatte uns anfangs noch zugeschaut, war aber mittlerweile verschwunden. Als wir fast fertig waren und ich den Welpen gerade abtrocknete – er schlotterte ganz schön und ich glaube, er war noch nie komplett nass – kam die Mama mit den anderen beiden zurück. Es schien fast so, als würde sie sie uns bringen, damit wir uns auch um sie kümmern. Also machten wir weiter.

Stunden später lagen alle drei Welpen und die Mama vor unserer Haustür, total müde von den Strapazen, aber strahlend weiß – zumindest zwei davon. Sie wichen uns den ganzen Abend nicht mehr von der Seite und ließen sich mittlerweile auch einfach hochheben und streicheln. Sie schliefen sogar in unseren Schößen ein, und selbst als wir sie zur Mama legten, weil wir ins Bett gehen wollten, wachten sie nicht auf. Wir schätzten sie auf knapp zwei Monate und ich fragte den Klomann, ob es nur drei wären und wem sie gehörten. Er meinte, es waren sechs und sie gehörten niemandem. Wenn wir einen adoptieren wollten, könnten wir das gerne tun. Die anderen drei wären auch schon mitgenommen worden. Die Hunde „gehörten“ der Community – den Leuten, die am Eingang der Cenote arbeiteten, den Kutschenfahrern, dem Parkwächter, den Betreibern der Imbissstände und eben auch dem Klomann. Sie kümmerten sich ein bisschen um sie und fütterten sie auch. Die Kleinen und auch die Mama waren sehr dankbar und richtig lieb. Leider konnten wir keinen mitnehmen. Eigentlich ist die Adoption eines Straßenhundes gar nicht so schwer. Man muss zuerst zum Tierarzt, dann bekommen die Welpen eine Impfung – ein harter Stoff, denn es heißt, wenn sie die darauffolgenden sieben Tage überleben, ist alles in Ordnung. Man muss dann immer kurz vor Grenzübergängen (in jedes Land unterschiedlich) zum Tierarzt und die entsprechend vorgeschriebenen Impfungen auffrischen oder verabreichen lassen. Das ist alles. Trotzdem nahmen wir keinen mit, aber es war knapp. Das Wissen, dass sie eine Mama haben und dort nicht verhungern müssen, half uns bei unserer Entscheidung. Wären sie allein oder kurz vorm Verhungern gewesen, wäre die Geschichte anders ausgegangen.

Kuba, zwischen Plattenbauten und Palmenstränden – eine Zeitreise

Lange stand fest, dass wir irgendwo Urlaub vom Reisen machen wollten, und schließlich fiel die Wahl auf Kuba. Unser Freund Hannes entschied sich, uns aus der Schweiz zu besuchen, und Kuba schien ein ideales Ziel. Einige Orte auf der Welt sollte man bald besuchen, und Kuba gehört dazu. Da wir bereits in Mexiko waren, waren wir Kuba so nah wie nie zuvor! Ein Flug von Deutschland oder der Schweiz dauert 8-10 Stunden, von Cancún aus nur eine Stunde. Eigentlich …

Der Flug war für den 18. Dezember von Cancún nach Havanna gebucht. Um 6:00 Uhr morgens brachte uns der Campingplatzbesitzer, bei dem wir Muggl für drei Wochen sicher untergestellt hatten, zum Flughafen. Alles lief reibungslos – Check-in, Sicherheitskontrolle – bis zum Einstieg ins Flugzeug. Doch dann kam alles anders: Auf dem Rollfeld kehrten wir plötzlich um! Ein technischer Defekt zwang uns zurück zum Terminal, und wir mussten aussteigen. Ein Ersatzteil musste aus Mexiko-Stadt geliefert werden, oder wir bekamen ein Ersatzflugzeug. Keine der Optionen versprach Schnelligkeit. Ich fragte mich, ob Flughäfen generell Ersatzflugzeuge bereithalten. Mit sechs Stunden Verspätung und nur zwei Stunden vor Hannes landeten wir in Havanna. So schnell kamen wir also nicht nach Kuba …

Ein Taxi brachte uns zu unserer Casa Particular, einer Privatunterkunft kubanischer Familien, die Gästezimmer vermieten. Oft kann man dort auch frühstücken oder zu Abend essen. Das Taxi ließ uns neben dem Museum der Revolution im Zentrum vor einem riesigen Gebäude aussteigen, das von der Straße aus wie eine Baustelle wirkte. Na bravo, dachte ich, das sieht nicht bewohnt aus. Doch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, kam ein Mann mit einem Müllsack auf uns zu. Wen oder was wir suchten, fragte er. Das Casa de Toni, antwortete ich. Er trat zurück und rief lautstark „TOOOONNNNIIIII“ in Richtung des Balkons im dritten Stock. Ja, dort wohnt Toni mit seiner Frau Sonja. Er kam gleich herunter und ließ uns durch den Seiteneingang hinein. Das war einfach! Toni und Sonja empfingen uns herzlich und zeigten uns unser Zimmer und ihre Wohnung. Unser Gästezimmer war über einen separaten Eingang vom Treppenhaus zugänglich. Der Eingangsbereich hatte eine Mini-Küche, von dort ging es ins Zimmer, rechts ins Bad, und am Fenster führte eine kleine Wendeltreppe nach oben. Das Bett oben war größer, und Christoph und ich schnappten es uns sofort. Hannes schlief unten, und ich dachte, die Betten in Kuba sind alle nicht besonders lang, aber Hannes ist groß. Na ja, er wird schon reinpassen, notfalls diagonal.

Toni erklärte uns die Umgebung und gab uns einen eigenen Schlüssel. Also marschierten wir los, erkundeten die Nachbarschaft und aßen etwas, während wir auf Hannes warteten. Die nächsten zwei Tage erkundeten wir Havanna, schlenderten durch die bunten Straßen, bewunderten die alten Kolonialgebäude, genossen frisch gepresste Säfte und saugten die Lebensfreude auf. Toni half uns bei der Planung unserer weiteren Reise. Früher war er als LKW-Fahrer unterwegs und kannte ganz Kuba. Er wusste, welche Orte schön sind und wie lange man von A nach B braucht. Unser nächstes Ziel war Trinidad, und Toni bot an, dort eine schöne Unterkunft für uns zu reservieren. So läuft das auf Kuba: Man wird weitergeschickt und erhält einen Bündel Visitenkarten, die man bei den nächsten Casas Particulares abgibt. Ich mag dieses System! Danach wollten wir über Cienfuegos nach Playa Giron und von dort nach Varadero, das sehr touristisch sein soll, aber die Strände wollten wir unbedingt sehen. Zum Schluss wollten wir noch Richtung Valle de Viñales im Westen der Insel. Nachdem der grobe Plan stand, konnte es losgehen!

Leider war der Bus für die nächsten Tage ausgebucht – es war Hauptreisezeit! Also fragten wir einige der vielen Taxis in Havanna, was die 317 km Fahrt von Havanna nach Trinidad kosten würde. Zuerst muss ich erwähnen, dass es private und offizielle Taxis gibt. Ein privates Taxi kann jedes beliebige Fahrzeug sein, während ein offizielles Taxi gut erkennbar ist, da es eher modern und einheitlich aussieht. Ein „Taxi“-Schild steht, hängt oder klebt an 90 % aller kubanischen Fahrzeuge. Eine Querstraße von unserer Unterkunft entfernt, vor einem Hotel, standen private und offizielle Taxis, und wir fragten uns durch. Luis, ein Privattaxi-Vermittler, nannte uns 300 US-Dollar als Preis, was mich fast umhaute. Er ging auf 250 runter, was mich immer noch nicht überzeugte, und das Spiel ging bis 180. Na, das sind Verhandlungen! Spontan fiel mir eine neue Masche ein, und ich erklärte ihm, dass ein kubanischer Freund mir verboten hatte, etwas ohne sein Einverständnis zu kaufen. Das wirkte! Luis ging um weitere 20 Dollar auf 160 Dollar runter. Er drängte nicht weiter und ließ mich das Einverständnis meines kubanischen Freundes einholen. Ich bedankte mich und fragte, ob er morgen den ganzen Tag hier wäre. Dann würde ich mich mit meinem kubanischen Freund beraten, und wenn ich das Okay hätte, kämen wir wieder. Handschlag! Ich hoffte, der galt auf Kuba, denn wir sammelten noch Erfahrungen.

Zurück erzählten wir Toni von unseren Verhandlungen. Er war zufrieden mit uns und auch an einem Kontakt zu Luis interessiert. Na sowas … Am nächsten Morgen buchten wir Luis für den übernächsten Morgen. Er meinte, wir würden ein Classic Car bekommen, einen Chevrolet oder so. Wir waren gespannt, ob er wirklich kam … 10:00 Uhr war abgemacht.

Am nächsten Morgen war Toni der skeptischste von uns vieren, denn wir hatten keine Telefonnummer von Luis – ein Anfängerfehler! Auf Kuba funktioniert alles über Telefon. Ja, Luis konnte uns tatsächlich stehen lassen und andere Touristen chauffieren, die bereit waren, 300 US-Dollar zu zahlen, und davon gab es viele. Ich fragte Toni, ob Kubaner zuverlässige und pünktliche Menschen seien. „Die Kubaner sind ein Desaster“, antwortete er. Das machte mir nicht wirklich Mut, aber um es auf den Punkt zu bringen: Luis kam um 10:02 Uhr, entschuldigte sich für die Verspätung und stellte uns unseren Fahrer Juan im weiß-orangenen Chevy vor. Wir waren begeistert!


Die Fahrt dauerte dreieinhalb Stunden (mit einer kurzen Pause), und Juan brachte uns sicher nach Trinidad. Er schien keine weißen Autos zu mögen, denn immer wenn uns eines überholen wollte, trat er das Gaspedal seines 1965er Chevys bis zum Anschlag durch. Wir erreichten eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h! Was blieb uns anderes übrig, als dem Leben zu vertrauen? Er erzählte uns stolz, dass er sein Auto selbst hergerichtet hatte, sogar die Sitzbezüge (auch in Orange-Weiß) hatte er selbst genäht. Ja, wenn er sein Auto so gern hat, wird er schon wissen, was er tut. Er schien sein Auto wirklich zu mögen und pflegte es auch, denn in Trinidad angekommen, schüttete er erst einmal 1,5 Liter Öl nach!

In Trinidad verbringen wir vier Tage. Wir wandern zu einem Wasserfall und engagieren einen Guide, um mehr über die Natur zu erfahren. Joanis, unser Guide, ist eigentlich Universitätsprofessor für Geschichte, arbeitet aber im Tourismus, um mehr Geld zu verdienen, vor allem durch Trinkgelder. In Kuba, einem kommunistischen Land, verdienen Staatsangestellte einheitlich 27 CUC im Monat, egal ob Arzt, Krankenschwester, Professor oder Polizist. Die Gehälter haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert, während die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind. Deshalb sieht man Lehrer, die Taxi fahren, oder Ärzte, die kellnern. Von Joanis erfahren wir nicht nur viel über das Leben auf Kuba, sondern auch über die kubanische Flora und Fauna. Auf dem Weg zum Wasserfall erklärt er uns einiges über Kuba und warnt uns, dass wir es nicht versuchen sollten, Kuba zu verstehen – das werde uns nicht gelingen. Für Christoph wird das schwierig, da er immer alles genau verstehen will.

Am zweiten Tag, dem 24. Dezember, fahren wir mit dem Katamaran zur Insel Cayo Blanco, wo Iguanas und Baumratten leben. Die Bilder der Baumratten sind unten. Ich wusste auch nicht, was das ist, finde sie aber lustig. Nach langer Zeit fühlt sich das mal wie Urlaub an. Zum Schnorcheln ist es zwar nichts, da das Wasser an diesem Tag zu trüb ist, aber zum Baden, am Strand entlang schlendern und im Liegestuhl verweilen ist es perfekt. Man muss nur aufpassen, dass man nicht auf eine Iguana tritt, denn die sind hier überall. Die Baumratten und Iguanas wurden von Piraten hierher gebracht, die sie früher gegessen haben. Na ja, wer’s mag.

Für den Abend haben wir in unserer Casa Particular Abendessen bzw. Weihnachtsbraten bestellt. Unser Gastgeber Senor Soto ist leidenschaftlicher Hobbykoch und serviert uns Gemüsesuppe als Vorspeise, ein riesiges Hühnchen (ich glaube, es war eher ein Truthahn) als Hauptgericht und Flan als Nachspeise. Am Nebentisch sitzt ein Busfahrer, der tagsüber einen Touristenbus fährt und heute auch hier übernachtet – alleine. Wir laden ihn ein, mit uns zu essen, es wäre doch nicht schön, wenn er alleine essen muss, vor allem an Weihnachten! Er freut sich riesig und setzt sich ohne zu zögern zu uns. Wir haben einen sehr lustigen Abend. Kubaner sind halt einfach gesellige und fröhliche Menschen.

In den nächsten beiden Tagen besuchen wir eine alte Zuckerrohrplantage, wo wir auch viele Informationen über den Sklavenhandel bekommen. Wir schlendern durch Trinidad, auch außerhalb der touristischen Straßen. Als eine alte Frau, die mit Krückstock am Fenster ihres Hauses steht, mich nach Seife anbettelt, bricht es mir fast das Herz. Ja, das ist das System. Es mag vielleicht früher mal funktioniert haben, jetzt scheint es aber total verstaubt und hinterlässt seine Spuren. Ich muss zugeben, ich war auf Kuba nicht vorbereitet. In den USA habe ich es verpasst, mir einen Reiseführer zu kaufen, und in Mexiko war keiner mehr zu kriegen.

Man fühlt sich ein bisschen in der Zeit zurückversetzt, nicht nur weil hier noch Ochsenkarren, Pferdekutschen und die oft auf Postkarten gedruckten Oldtimer fahren, auch die alten Gebäude, spärlich ausgestatteten „Supermärkte“ und das einfache Leben der Menschen hinterlassen den Eindruck, in die Vergangenheit gereist zu sein. Internet gibt es kaum, und wenn, dann nur in Hotels oder auf einzelnen öffentlichen Plätzen an Touristenhotspots. Da kann man sich dann eine Guthabenkarte für 1,50 CUC kaufen und eine Stunde surfen. Als ich das erste Mal so eine Karte haben wollte, fand ich vor dem besagten Office einen bunten Haufen Leute an der Tür vor. Ich muss verzweifelt geschaut haben, denn gleich sprach mich eine ältere Dame an und erklärte, sie würde mir helfen. Auf Kuba stellt man sich nämlich nicht der Reihe nach an, sondern fragt, wer der letzte ist, und wartet dann. Das hat dann auch ganz gut funktioniert, wissen muss man es halt.

Von Trinidad geht es weiter nach Cienfuegos, wo wir nur zwei Nächte bleiben. Cienfuegos ist eine saubere, aufgeräumte und im Zentrum gut restaurierte Stadt mit einem kleinen alten Theater und einigen sehr schönen Kolonialbauten. Per Zufall finden wir die weltbesten Cocktails in Punta Gorda am südlichsten Zipfel von Cienfuegos in einer kleinen Bar im Park. Falls jemand von euch mal dort vorbeikommt, müsst ihr die unbedingt probieren! Der Barkeeper hat uns angesprochen und angegeben, dass er die besten Cocktails der Welt mache, und wenn sie uns nicht schmecken, müssten wir sie nicht bezahlen. Herausforderung angenommen, und wer Christoph kennt, weiß, wie kritisch er ist. Das Ende vom Lied war, dass wir um 14:00 Uhr schon angetrunken waren. Der Barkeeper hat nicht zu viel versprochen, die Cocktails waren echt unglaublich gut, und ich kann jetzt nie wieder einen Pina Colada trinken. Außerdem war es ein Vergnügen, ihm zuzusehen. Er ist echt Barkeeper aus Leidenschaft, und ich habe noch nie jemanden so lange Minze für einen Mojito rühren sehen.

Unser nächstes Ziel heißt Playa Giron, wo es viel Strand gibt. Wir bleiben zwei Tage und wohnen bei Zoila, die uns das beste Frühstück mit frischen Ananas, Guaven, Papayas, frischem Ananassaft, Eiern, Käse, Schinken und sogar Pfannkuchen mit Guavenmarmelade macht. Wir chillen am Strand, schnorcheln in der Caleta Buena, was so viel wie „schöne Bucht“ bedeutet, und schlürfen Cocktails, die leider alle nicht so gut sind wie die in Cienfuegos. Entlang der Strandpromenade stehen verlassene, überwucherte Bungalows aus Beton, ein mit Graffitis besprühter leerer Pool, Reste aus vergangenen Zeiten, als hier der kommunistische Tourismus noch boomte. Ich vermute, dass ein Hurrikan das Feriendorf mal zerstört hat und es nie wieder aufgebaut wurde. Bevor wir ins Valle de Vinales fahren, wollen wir noch nach Varadero. Obwohl es recht touristisch sein soll und Hotels neben Hotels am Strand stehen sollen, soll es doch einer der schönen Strände Kubas sein. Ja, die Strände sind schön, aber auf Schaumpartys am Strand und mittags schon alkoholisierte Touristen haben wir keine Lust und machen uns schnell wieder aus dem Staub.

Es ist der 31. Dezember, und wir sind ganz in der Nähe von Varadero in Santa Marta bei Barbara untergekommen. Als wir am späten Nachmittag von unserem Varadero-Pauschaltouristen-Ausflug zurückkommen, nimmt sie uns mit zu ihrem Nachbarn, der auch ihr Bruder ist und obendrein noch Geburtstag hat. Auf dem Grill liegt traditionell ein Schwein, dazu gibt es Yuca, auch bekannt als Maniok (eine kartoffelähnliche Wurzel), Reis und Bohnen. Getrunken werden Bier und natürlich Rum, und nach dem Essen geht man die umliegenden Nachbarn besuchen, denen man ein gutes neues Jahr wünscht. Da gibt es noch mehr Rum und Bier, aber vor allem Rum. Wir treffen ein paar Häuser weiter Sandra und Daniel, die seit mehr als 20 Jahren in Deutschland leben und auf Heimatbesuch sind. Nachdem alle schon seit Mittags am Feiern sind, müssen wir erstmal aufholen. Es wird getanzt, und die Kubaner haben natürlich den Rhythmus im Blut, der auch mit dem Alter nicht weniger wird. Christoph und Hannes müssen als Tanzpartner für Sandras Großtante herhalten. Da hatte ich einiges zu lachen, das könnt ihr mir glauben.

Da wir ja eigentlich keine große Silvestersause geplant hatten, haben wir uns für den 1. Januar um 8:00 einen Bus nach Vinales reserviert. Schön blöd, denken wir jetzt. Wer ist denn so doof und fährt am 1.1. um 8:00 morgens freiwillig Bus? Ja, wir waren ziemlich müde, als wir uns am Neujahrsmorgen auf den Weg zum Busbahnhof gemacht haben. In Vinales angekommen, hat uns dann auch noch das Wetterglück verlassen. Wir bleiben vier Tage, es ist außergewöhnlich kalt, ca. 16 bis 18 Grad tagsüber, und es regnet immer mal wieder. Der erste Tag ist noch der beste. Wir mieten Fahrräder und erkunden die Umgebung, besichtigen eine Tabakplantage, besuchen Felsmalereien, die Hippies in den 1960er Jahren gemalt haben, und eine Höhle, in der sich angeblich Che Guevara versteckt hat. Am Ende des Tages finden wir per Zufall ein kleines Hüttchen am Straßenrand, wo Alberto Vitamina seine leckeren Cocktails anbietet. In der Kokosnuss oder Bergamotte (ähnlich wie Grapefruit, aber nicht so sauer) mixt er Rum, Honig und frischen Ananassaft. Sehr lecker! Die Wand hinter ihm zieren Zeitungsartikel. „Sie sind ja berühmt“, sage ich. „Ja, ein bisschen“, meint er. Vor ein paar Wochen war das Schweizer Fernsehen da, erzählt er uns und schneidet nebenbei für alle Mini-Bananen und eine uns unbekannte Frucht, die er Mayan Pineapple nennt, in mundgerechte Stücke. Mit einer Überdosis Vitamine verlassen wir Alberto an diesem Abend, und ich habe danach tatsächlich mal Alberto Vitamina gegoogelt. Da findet man schon ein bisschen was.

Am nächsten Tag fahren wir in den Norden an den Strand Cayo Jutias. Ein weißer Sandstrand mit türkisfarbenem Wasser erwartet uns. Es ist windig und ein bisschen frisch. Christoph und ich sind von den Traumstränden Mexikos etwas verwöhnt. Hannes, der aus der kalten Schweiz bei Schneefall weggeflogen ist, findet’s super, ist nicht zu halten und schwimmt seine Runden. Vom Regen werden wir heute noch verschont.

In der Nacht regnet es dann ordentlich, und wir sind am Morgen unschlüssig, was wir machen sollen. Im Ort treffen wir Andy, unseren Nachbarn in der Casa Particular. Er ist Alaskaner und mit seinem Sohn Robert unterwegs, der aber heute etwas kränkelt und im Zimmer schläft. Andy fragt uns, ob wir mit ihm eine kleine Wanderung machen wollen. Aber klar doch! Wir wandern in Richtung der Felswände, wo Kletterer zugange sind, und durchqueren die Cueva de Vaca, eine Höhle, bei der man auf der anderen Seite der Felsen wieder rauskommt. Drinnen piept es, und wir brauchen eine Weile, bis wir den Grund dafür finden. Zwischen den Stalaktiten, die von der Decke ragen, haben sich ganz kleine Fledermäuse versteckt. Es soll auf Kuba die kleinsten Fledermäuse der Welt geben. Ob das die sind, die wir hier gefunden haben, kann ich allerdings nicht mit Gewissheit sagen. Auf der anderen Seite angekommen, bietet die Landschaft ein beeindruckendes Bild. Die Erde ist rot, was das Grün der Pflanzen so richtig zum Leuchten bringt. Dazwischen ragen riesige Kalksteinfelsen senkrecht bis zu 400 Meter empor. Die sogenannten Mogoten entstanden vor rund 170 Millionen Jahren durch Erosion und Einsturz der Kalksteine. Seit 1999 gehört diese Gegend zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf den Mogoten kann man aber nicht wandern, da noch immer Einsturzgefahr herrscht.

Wir wandern somit auf dem „Boden“ weiter, und die rote Erde wird aufgrund des Regens in der Nacht und den letzten Wochen immer matschiger. Jeder von uns sumpft mal ein, und wir sehen innerhalb kürzester Zeit aus wie Sau, aber es macht Spaß. Andy ist zwar einige Jahre älter als wir, aber ganz schön fit, und wir müssen uns ranhalten, um ihm nachzukommen. Knapp zehn Kilometer sind wir durch unwegsames Gelände gewandert, bis wir auf die Teerstraße kommen, die uns die drei Kilometer zurück nach Vinales führt. Wie vom Himmel geschickt steht da ein Kiosk am Straßenrand. Das kühle Bier haben wir uns jetzt redlich verdient!

An unserem letzten Tag im Valle de Vinales und keiner Wetterbesserung beschließen wir, einen Ausflug nach Maria la Gorda in den Südwesten der Insel zu machen. Da soll es schöne Strände, schwarze Korallen und bunte Fische geben, und es soll auch ein sehr schönes Tauchgebiet sein. Nur tauchen wir leider nicht. Es reizt mich zwar schon seit geraumer Zeit, hat sich aber bisher noch nicht ergeben. So machen wir uns eben mit unserer Schnorchelausrüstung auf den Weg und genießen den letzten Strandtag auf Kuba. Wenn man nicht taucht, reicht ein Tag in Maria la Gorda völlig aus, da dort sonst nicht wirklich was los ist.

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Havanna und wieder zu Toni und Sonja, wo wir noch einen Tag haben, bevor es wieder nach Cancun geht. Hannes hat noch zwei Tage, bevor er wieder in die Schweiz und zurück zur Arbeit muss. Ach, haben wir’s gut! Wir schlendern durch die Ecken Havannas, die wir noch nicht gesehen haben, und beobachten bei Sonnenuntergang die Touristen am Malecon, wie sie von den Wellen, die an die Betonmauer der Promenade klatschen, nass gespritzt werden. Bis es uns erwischt. Ein bisschen nass setzen wir uns in einen Paladar an der Promenade und genießen zum letzten Mal die kubanische Küche. Ach, da fällt mir gerade auf, dass ich euch ja noch gar nicht erzählt habe, was ein Paladar ist. Paladar heißt übersetzt Gaumen, und das sind kleine private Restaurants, meistens Familienbetriebe, wo man günstig und authentisch essen kann. Der Service ist immer sehr freundlich im Vergleich zu den staatlichen Restaurants, und man begegnet herzlichen Menschen, die einen in ihrer Casa willkommen heißen. Die Toilette ist in ihren privaten Badezimmern, wo Zahnbürsten und Shampoo rumstehen. Stolz auf das wenige, was sie haben, zeigen sie einem dann auch gleich noch die ganze Wohnung.

Das war Kuba, und unsere Empfehlung ist: Schaut euch Kuba an, solange es noch so ist, wie es ist. Ich denke, da wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern.