Wunderschönes Alaska

Über den Top of the World Highway reisen wir am 10. Juli von Dawson City (Kanada) über den nördlichsten Grenzübergang Nordamerikas, Polker Creek, nach Alaska (USA) ein. Das Wetter ist ausnahmsweise nicht auf unserer Seite: Nebel und Nieselregen verhüllen die Landschaft, die hier so atemberaubend sein soll. Doch Alaska überrascht uns bald mit heißen, sonnigen Tagen und glasklaren Seen. Wer hätte gedacht, dass wir in Alaska überwiegend kurze Hosen und T-Shirts tragen würden? An der Grenze fragt uns eine freundliche Beamtin, ob wir Haustiere, Waffen oder Tabakwaren dabei haben, was wir natürlich verneinen. Sie bewundert unsere Weltkarte im Führerhaus und fragt, ob wir die ganze Welt bereisen. Wir verneinen erneut und sagen: „Nein, erstmal nur Amerika, dann sehen wir weiter. “ Sie verschwindet mit unseren Reisepässen in ihrem Zollhäuschen und kehrt nach drei Minuten zurück, stolz verkündend, sie habe uns einen ganz speziellen Stempel in den Pass gestempelt: „because you made it! “ Jetzt ziert ein Karibu unsere Pässe, und wir sind ganz stolz.

Kurz bevor wir Kanada verlassen hatten, lernten wir Corinna und Reiner aus Ahrweiler bei Bonn auf einem kleinen Campingplatz kennen. Wir wollten uns nur kurz dazusetzen und Hallo sagen, plötzlich war es 1:00 Uhr morgens. Das kann schon mal passieren, wenn es nicht dunkel wird. Da wir nun in dieselbe Richtung reisen, werden wir die beiden künftig noch öfter sehen und viele Abende gemeinsam verbringen, manchmal verabredet, manchmal zufällig. Unser nächstes Ziel und die nördlichste Stadt, die wir auf unserer Reise besuchen werden, ist Fairbanks. Ursprünglich hatten wir nicht geplant, so weit nach Norden zu fahren. Wenn wir es nach Anchorage schaffen, ist das schon gut, dachten wir. Aber irgendwie machen wir es wie Forrest Gump: „Jetzt sind wir schon so weit gefahren, jetzt können wir auch noch weiterfahren. “

Fairbanks ist eine verschlafene Großstadt, und man fühlt sich hier wirklich wie am Ende der Welt. Man sieht sofort, dass die Winter hier lang und hart sind: Aus den Motorhauben der Autos hängen Kabel mit Steckern, die Heizmatten unter der Ölwanne, an den Dieselleitungen und dem Kühlsystem versorgen, damit im Winter nichts einfriert. Alle Parkplätze haben Steckdosen, an denen man sein Auto während des Einkaufs oder Zahnarztbesuchs anschließen kann. Wir campen zwei Nächte mit Corinna und Reiner auf dem Parkplatz der Universität. Manchmal muss man eben einfallsreich sein, wenn man keinen festen Wohnsitz hat. Ich finde sogar heraus, dass man das WLAN der Uni empfangen kann – und zwar ohne Passwort. Die Abende und Nächte sind nicht kalt, ein bisschen frisch, aber angenehm, was zum gemeinsamen draußen Kochen und Verweilen einlädt. Tagsüber, wenn die Sonne herauskommt, wird es sogar richtig warm, und wir besuchen den Bauernmarkt, wo wir regionale Spezialitäten wie Fireweed-Marmelade kaufen. Fireweed ist die Nationalblume von Alaska und blüht in einem wunderschönen Pink.

Von Fairbanks geht es jetzt nur noch Richtung Süden. Unser nächstes Ziel ist der Denali Nationalpark, in den man nur die ersten 15 Meilen mit dem eigenen Auto hineinfahren darf. Will man weiter oder sogar bis zum Ende, muss man das mit einem Tourbus machen, was einfach 92 Meilen (ca. 160 km) sind. Man landet in Kantishna, dem Ende des Nationalparks, und am Wonder Lake, der glasklar ist. Es ist zwar teilweise ein bisschen nervig, den ganzen Tag mit vielen anderen Touristen und einem ununterbrochen quatschenden Busfahrer zu verbringen, aber so weit hinten im Park ist die Natur noch total unberührt, sodass man sich damit arrangieren kann. Es gibt keinen Kiosk, keine Essensstände, keine Mülleimer. Man muss seinen Proviant selbst mitbringen und auch seinen Abfall wieder einpacken, was streng kontrolliert wird. Es liegt nicht der kleinste Müll herum, und nichts ist verschmiert oder sonst irgendwie verschandelt.

Wir sehen Bergziegen als kleine weiße Punkte auf den Hügeln, Grizzlies in der Ferne, die teilweise ihre Jungen dabei haben, Moose (Elche) versteckt im Gebüsch und jede Menge Karibus, die oft einfach auf der Straße stehen. Die Landschaft ist beeindruckend weit. Obwohl es ein bisschen bewölkt ist und sich der Mount Denali, der mit 4900 Metern der höchste Berg Nordamerikas ist, nicht richtig sehen lässt, sind wir begeistert. Auf dem Rückweg wird es still im Bus. Es war ein langer Tag, und alle sind müde, als wir plötzlich in einen Stau geraten. Wahrscheinlich wieder ein Karibu auf der Straße, denken sich alle im Bus. Doch als der Bus vor uns ausweicht, marschiert ein Wolf in unsere Richtung, legt sich etwa fünf, sechs Meter vor uns auf die Straße und wälzt sich auf dem Schotter. Er steht wieder auf, riecht am Boden, streckt sich und legt sich erneut hin, um sich wieder zu wälzen. Das macht er vier, fünf Mal. Dann läuft er langsam direkt an unserem Bus vorbei. Alle beobachten ihn staunend, und sogar der Busfahrer, der seinen Job schon seit 17 Jahren macht und kurz vor der Pensionierung steht, hat so etwas noch nie gesehen und zückt seine Kamera.

Wir lassen diesen gelungenen, aber anstrengenden Tag in der 49th State Brewery in Healy bei bestem Bier und Burgern ausklingen. Hier kann man übrigens den Filmbus aus dem Film „Into the Wild“ mit den Originalrequisiten besichtigen. „Into the Wild“: Für die, die den Film nicht kennen, ist die wahre Geschichte eines jungen Amerikaners, der in den 90ern sein Hab und Gut spendet oder verschenkt und dem erfolgsgetriebenen Leben, in das ihn die Gesellschaft sowie seine Eltern zwängen wollen, den Rücken kehrt. Er reist einige Jahre quer durch die USA und lässt sich im Herbst 1992 in einem alten Bus der Fairbanks City Verkehrsbetriebe nieder, den eigentlich Jäger im Sommer als Unterschlupf nutzen. Im Frühjahr darauf geht ihm der Proviant aus, und die späte Schneeschmelze wird ihm zum Verhängnis. Der „Magic Bus“, wie Alexander Supertramp ihn in seinem Tagebuch nennt, wird zur Pilgerstätte. Will man aber dem sogenannten Stampede Trail folgen, muss man gelegentlich einen Fluss überqueren, was nicht ungefährlich ist. Da erst vor einem Jahr eine junge Schweizerin bei dem Versuch, den originalen Magic Bus zu erreichen, ertrunken ist, hat die Brauerei kurzerhand den Bus von der Filmgesellschaft gekauft, sodass sich nun niemand mehr für ein Erinnerungsfoto in Lebensgefahr begeben muss.

Weiter geht es für uns den George Parks Highway hinunter Richtung Süden, wo wir am Ufer des Susitna River einen schönen Platz zum Campen finden. Der Fluss macht an dieser Stelle eine Kurve, und eine graue Sandbank bietet guten Untergrund zum Stehen. Außenrum liegt genügend Treibholz, um ein Lagerfeuer zu machen, und somit die beste Gelegenheit, mal wieder Brot zu backen. Es ist unter der Woche und sehr ruhig. Am Wochenende sieht das hier sicher anders aus, und während wir den Nachmittag am Flussufer genießen, treibt sogar ein Biber vorbei. Ich musste zweimal hinschauen, da sich das Holzstück, das ich glaubte zu sehen, plötzlich bewegte.

Anchorage hat uns nicht besonders begeistert, obwohl die gelben Straßenlaternen und die blau blühenden Blumenampeln in Muggl-Farben dekoriert sind. Wir verbringen nur einen Nachmittag dort. Wir wollen auf die Kenai-Halbinsel, wo wir einmal mehr mit dem Wetter Glück haben. Auf dem Weg dorthin regnet es zwar noch und es ist dunkel bewölkt, aber mit uns kommt auch die Sonne an (woher auch immer), und wir parken Muggl ganz am Ende des Spits und spazieren am Hafen entlang. Außenrum schneebedeckte Hügel und Berge, Fischkutter liegen an den Pieren, die Fischer zeigen stolz ihre gefangenen Heilbutte, und Seeadler kreisen durch die Lüfte. Wir schauen begeistert zu, wie schnell und mit welcher Geschicklichkeit sie ihre Heilbutte zerteilen. Ein einzelner Fisch hat etwa 1,50 m Länge! Ein Stück im Inneren der Halbinsel finden wir ganz zufällig eine kleine Einfahrt am Rande der Landstraße. Ich rufe einfach: „Hier rechts! “ und wir landen auf einer kleinen Lichtung an einem Bach zwischen Tannenbäumen und Fireweed, welches auf Deutsch übrigens Schmalblättriges Weidenröschen heißt. Die Abendsonne taucht unser heutiges Zuhause in ein warmes Licht, und obwohl uns alle vor Moskitos und Blackflies in Alaska gewarnt haben, lassen diese sich bisher zu unserer Freude nicht blicken, was auch heute so bleiben soll.

Als nächstes soll es nach Kenai Village gehen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Old Town schön sein soll, was aber in unseren Augen nicht so ist. Trotzdem ist irgendwie etwas los in diesem kleinen, verschlafenen Ort. Wir folgen der Menge und landen an der Küste, wo der Kenai River ins Meer mündet und wir von den Dünen herab ein reges Getümmel am Strand entdecken. Wir parken das Auto und mischen uns unter die Menge, um herauszufinden, was da los ist. Menschen in Gummihosen und riesigen Keschern stehen teilweise bis zum Hals im Wasser. Was sie da fangen, können wir auf den ersten Blick nicht erkennen. Und warum alle auf einmal? Ein Wettbewerb? Es ist der 21. Juli und die Laichzeit der Lachse. Drei Wochen um diese Zeit des Jahres dürfen die Alaskaner ihren Jahresbedarf an Lachs fischen. Die Regel: nur mit dieser Art Kescher und ‚nur‘ 25 Stück Lachs pro Familie plus 10 Stück Lachs pro Kind. Das macht z.B. für eine fünfköpfige Familie 55 Lachse! Aber ja kein Stück zu viel, das wird nämlich kontrolliert und bestraft, wenn man zu viel mitnimmt. Wir schauen ungläubig zu, wie die Männer und auch Frauen stolz ihre riesigen Lachse aus dem Wasser ziehen. Teilweise ist das ein richtiger Kampf, und die geschickte Drehung des Keschers lässt den Lachs darin nicht mehr entkommen. Die Lachse werden vor Ort mit einem kleinen Knüppel und gezieltem Schlag auf den Kopf getötet, an Ort und Stelle ausgenommen, zerteilt und in Kühlboxen verfrachtet. Ich muss zugeben, kein schöner Anblick, aber so ist das nun mal, und so wird es hier seit Jahrzehnten praktiziert. Dazwischen spielen und rennen Kinder herum, als wäre es das Normalste auf der Welt, was es für sie wohl ist – so ähnlich wie wenn man bei uns auf einem Bauernhof aufwächst. Ich kann mich noch gut erinnern, als meine Oma damals Hühner geschlachtet hat

Unser Schlaf- und Rastplatz für die nächsten Tage soll der Kenai Lake werden. Steil soll es zum Südufer hinuntergehen, und man bräuchte 4×4, haben wir uns sagen lassen. Kein Problem, und wir freuen uns, weil dann natürlich die Chancen gut sind, dass dort nicht allzu viel los ist, denn es ist Samstag. Es geht tatsächlich steil hinunter und felsig ist der Weg, aber noch nicht mal unten angekommen, sehen wir ein Fahrzeug nach dem anderen, normale PKWs, und wir fragen uns, wie sind die hierher gekommen oder besser, wie kommen die da wieder hoch? Was uns in den USA immer wieder überrascht hat: Die Straße kann noch so schlecht sein, die Amerikaner sind offenbar recht schmerzfrei und fahren mit ihren Autos überall hin. Im besten Fall schleppen sie auch noch einen Wohnanhänger mit. Eine Hochzeit im kleinen Kreis findet heute am Kenai Lake statt, und wir lassen uns erklären, das wäre eine beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos. Na dannWir finden am Ende der Bucht noch ein Plätzchen, und weil es ein langer Tag war, wollen wir sowieso nur noch schlafen. Am Sonntagvormittag brechen die meisten, also fast alle, schon wieder auf. Es quietscht und scheppert, als sie sich den Weg nach oben bahnen. Motoren heulen, und wäre es nicht taghell, würden wir die Funken sprühen sehen, da bin ich mir sicher. Wir ziehen für die nächsten zwei Tage um, und zwar an das andere Ende der Bucht, wo wir einen etwas breiteren Kiesstrand haben und wo sich niemand direkt neben uns parken kann. Abends machen wir Lagerfeuer und grillen, tagsüber genießen wir die Sonne und das blaue, eiskalte (12 Grad) Wasser des Kenai Lakes.

In Seward angekommen, parken wir erstmal am Visitor Center, um uns einen Überblick über die Gegend zu verschaffen. Wen erspähen wir am nahegelegenen Supermarktparkplatz? Corinna und Reiner, die wir mittlerweile Team Reico nennen. Ich flitze hinüber, und wir verabreden uns zum Campen in einem ausgetrockneten Flussbett entlang der Exit Glacier Road. Corinna, die bei den beiden die meiste Zeit fährt, traut sich schon ziemlich viel, denn das Flussbett ist sehr steinig, und sie sind ja mit einem normalen Camper (Citroën) unterwegs. Wir sind stolz! Dort lernen wir noch Ludwig und Uschi aus Regensburg kennen, die auch im Camper auf Reisen sind. Ja, die Welt der Reisenden ist klein. An diesem Abend kochen wir zu sechst am Lagerfeuer. Es gibt fangfrischen gegrillten Lachs mit Remoulade und Kartoffeln, Obstsalat als Nachspeise. Außerdem backen wir noch Zimtschnecken und Brot im Dutch Oven. Am nächsten Morgen regnet es ein wenig, und unsere Wege trennen sich wieder. Wir wollen heute noch auf den Gletscher wandern. Als wir uns gerade Frühstück machen, späht auf einmal jemand zur Tür rein und sagt: „Guten Morgen, fahrt ihr zufällig zum Exit Glacier? “ Isabelle aus Hamburg ist mit Rucksack und Zelt unterwegs – und zwar alleine! Also rücken wir zusammen, frühstücken erstmal und nehmen sie dann mit zur Wanderung auf den Gletscher. Es hat aufgehört zu regnen, und die Sonne kommt raus, sodass wir bei bestem Wetter und Sicht bis zum höchsten Punkt hochsteigen können. Sogar ein Schwarzbär und ein paar Murmeltiere lassen sich blicken, allerdings ganz in der Ferne.

Nach Haines ist es nun ein ganzes Stück Fahrt, die uns über den letzten Abschnitt des Alaska Highways und über Kanada wieder nach Alaska in den kleinen, verschlafenen Ort führt. 880 Meilen sind das, also 1416 km, aber nach Haines wollen wir unbedingt, denn dort sind Bären garantiert! Die Entfernungen hier sind unglaublich, und man kann es sich gar nicht vorstellen, wenn man noch nie hier unterwegs war. Kaum angekommen, führt uns unser Weg entlang des Chilkoot River bis zum Chilkoot Lake am anderen Ende des Ortes. Dort sollen sie sein, die Grizzlies. Wir parken und warten, und schon nach etwa 10 Minuten werden die Leute, ortsansässige Fischer und ein paar Touristen, unruhig und springen zurück in ihre Autos. Zwei junge Grizzliebrüder laufen im kniehohen Wasser den Fluss entlang, fangen im Vorbeigehen Lachse und verspeisen sie genüsslich. Das Publikum versteckt sich hinter Autotüren und beobachtet gespannt, was passiert. Die zwei Bären sind etwa drei Jahre alt, sagt man uns, und wurden in diesem Frühjahr von der Mutter verjagt, weil sie neuen Nachwuchs bekommen hat. Sie laufen und plantschen bis zum Ende des Flusses, wo dieser aus dem See entspringt, und dort, wo das Wasser tiefer wird, wird eben geschwommen. Als sie genug geschwommen und geplantscht haben, kommen sie an Land. Dort, wo die Bootsrampe ist, ist es leicht auszusteigen. Die Leute springen in ihre Autos und verriegeln die Türen. Die zwei Brüder sind schnell und erkunden alles ganz genau. Picknickbank und -tisch riechen nach Essen und wollen genau inspiziert werden. Da kann man schon mal einfach drüber spazieren. Nachdem nichts zu finden ist und die beiden ja sowieso schon einen Lachs nach dem anderen verspeist haben, verschwinden sie kurzerhand hinter uns im Wald. Was für ein Spektakel, wir sind sprachlos!

Für die Nacht suchen wir uns eine kleine Parkbucht zwischen Flussufer und der schmalen Straße, die zum See führt, und übernachten dort. Mitten in der Nacht werden wir von einem sehr lauten Schnauben aufgeweckt – und zwar beide. Es hört sich an, als wären die beiden Bärenbrüder wieder unterwegs und schnüffeln hinter Muggl, genau dort, wo wir schlafen. Hoffentlich muss ich diese Nacht nicht aufs Klo! Den nächsten Tag verbringen wir ganz am See und am Fluss. Es gibt weiter vorne ein Metallgatter im Fluss, das von den Einheimischen die Sushi Bar genannt wird. Hier kommen Bären auch tagsüber sehr gerne, um Lachse zu verspeisen. Somit ist daneben an der Straße ein Bereich gesperrt, wo man nicht parken oder stehen darf. Von dort kommen nämlich die Bären aus dem Wald, um ihre Mahlzeiten einzunehmen. Am Mittag fischt dort eine ausgewachsene Bärendame, und die Sushi Bar heißt deshalb Sushi Bar, weil die Bären die gefangenen Lachse ganz leicht gegen das Gitter drücken können und so einfach fressen können. Die Bärendame fasst einfach ins Wasser und holt einmal mit der rechten Tatze und einmal mit der linken Tatze einen Lachs heraus. Man könnte ewig dabei zusehen Diese Nacht campen bzw. parken wir am Chilkoot Lake, obwohl dort Campen eigentlich verboten ist. Das ist offiziell das erste Mal, dass wir bewusst illegal übernachten… naja, „wo kein Kläger, da kein Richter“, und es hat uns nachts auch keiner rausgeklopft. Es war sogar so ruhig, dass ich glaube, es ist nicht mal ein Bär vorbeigekommen, außer Christoph. Der hat Unruhe gestiftet, der hat nämlich in manchen Nächten Hummeln im Hintern und es fällt ihm schwer, zwei Sekunden still zu liegen. Ich sag euch, das kann ganz schön nervig sein bei einem nur 1,80 m auf 1,20 m kleinen Bett, und außerdem wackelt dann auch der ganze Muggl.

Von Haines aus nehmen wir die Fähre nach Skagway und sparen so eine lange Fahrt. Zwei Stunden später erreichen wirden Hafen, umgeben von riesigen Kreuzfahrtschiffen. Skagway ist ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrten, was mich überrascht, da ich von AlaskaKreuzfahrten bisher nichts gehört hatte. Warum nicht? In Skagway werden wir kreativ beider Suche nach einem Übernachtungsplatz und landen auf dem Friedhof. Das klingt schlimmer, als es ist: Der Gold Rush Cemetery wurde bis kurz nach der Jahrhundertwende genutzt. Da er unterhalb eines Hangs liegt und teilweise von einem Erdrutsch verschüttet wurde, ist er quasi geschlossen. Er wirkt wie ein Friedhof aus einem Wildwestfilm, mit einfachen Holzkreuzen und schiefen Grabsteinen. Als wir ankommen, fällt das sanfte Nachmittagslicht durch die Bäume und tauchtdie Gegend in eine magische Stimmung. Ein Spaziergang führt uns über einen kleinen Pfad zu einem Wasserfall, der auseiner schmalen Schlucht im Berg entspringt. Am Parkplatz gibt es ein Plumpsklo, und nachts ist es ruhig. Was will manmehr? Es bleibt ruhig bis 8:00 Uhr morgens, dann kommen die Touristenbusse und der historische Zug zum White Pass fährt los.
 
In den nächsten Tagen zieht es uns wieder in die Wildnis. Wir folgen der Dyea Road ein Stück nach Norden, wo einkleiner Fluss in die Bucht mündet. Christoph hat am Straßenrand Pilze entdeckt und stürmt in den Wald, während ich zumFluss und zur Brücke gehe. Dort angekommen, bin ich sprachlos: Der Fluss wimmelt von Lachsen, die dicht gedrängt ihre Eier ablegen. Ich wusste, dass es das hier um diese Zeit gibt, aber wir hatten es nicht gezielt gesucht. Umso schöner, eszufällig zu finden. Ich frage einen Guide, der mit einer Touristengruppe ankommt, ob es hier Bären gibt. Ja, gleich dahinter dir! sagt er. Erschrocken drehe ich mich um, sehe aber keinen Bären. Er lacht und erklärt, die Bären kommen nurnachts, tagsüber ist es ihnen zu belebt. Aha! Wir fahren weiter entlang der Dyea Road und campen mit Lagerfeuer aneinem schönen Fluss, wo uns die Jeepsters überraschen. Die Jeepsters sind eine hawaiianische Familie: Sam, Lucie unddie dreijährige Tochter Kali, unterwegs im 1966er Jeep namens Jeepster mit Dachzelt. Da der Guide am Lachsfluss erklärt hatte, dass die Bären nur nachts kommen, stehen wir am nächsten Morgen um 4:00 Uhr auf und warten. Doch die Bären lassen sich nicht blicken. Für uns geht es von Skagway zurück ins Landesinnere und damit nach Kanada