Die ersten Tage und ein Road Trip warm up

Wir können kaum fassen, dass zweieinhalb Jahre Vorbereitung nun endlich vorbei sind. Nie hätte ich gedacht, dass die Organisation einer solchen Reise so viel Zeit und Mühe kostet.

Am 4. April fliegen wir nach New York (JFK), wo wir die ersten Tage bei meiner Freundin Mae und ihrem Mann Tony in Queens verbringen. Wir genießen die Zeit und entspannen, doch dass wir am Anfang eines großen Projekts stehen, realisieren wir noch nicht. Das braucht wohl noch ein paar Tage oder Wochen?!

New York begrüßt uns mit Sonnenschein. Da wir die Stadt schon kennen, verspüren wir keinen Druck, alles zu sehen. Wir füttern Eichhörnchen im Central Park, spazieren über die Brooklyn Bridge, besuchen ein Musical am Broadway, schlendern über den Farmers Market am Union Square, suchen Graffitis in Williamsburg und kochen für unsere Gastgeber Gulasch mit Semmelknödel. Mae und Tony sind gespannt und können es kaum erwarten, zu probieren. Am 6. April sollte Muggl in Baltimore ankommen, und wir wollten ihn am 10. April abholen. Doch nicht alles läuft nach Plan: Muggl verspätet sich! Mehr dazu im Artikel „Wie kommt Muggl über den großen Teich?“ Die Ankunft verzögert sich um eine Woche, und wir bekommen ihn erst am 17. April. Für die Fahrt von New York nach Baltimore mieten wir ein Auto. Das ist günstig, flexibel und praktisch, da wir einiges an Gepäck haben. Wir verlängern die Mietzeit und erkunden die Ostküste, denn die Stadt haben wir satt, uns zieht es aufs Land. In den USA habe ich oft Autos gemietet, immer das kleinste, wie einen Ford Focus oder Toyota. Das reicht, um von A nach B zu kommen. Doch diesmal, mit einem Mann an meiner Seite, verlassen wir die Mietstation am JFK in einem weißen Mustang Cabrio.

Die Frau dort hatte großen Spaß mit uns, wir auch 🙂 Unser Roadtrip beginnt und führt uns direkt nach Washington. Wir hoffen, noch etwas von der Kirschblüte zu sehen, die wegen eines späten Wintereinbruchs später blüht. Doch leider sind die meisten Bäume schon verblüht. Trotzdem genießen wir die Stadt und das schöne Wetter. Strahlender Sonnenschein bei 29 Grad, und alle unsere Sommerklamotten sind im Muggl! Wer hätte gedacht, dass wir Anfang April so weit südlich und bei solchen Temperaturen landen?! Washington, mit knapp über 600.000 Einwohnern, wirkt im Vergleich zum hektischen New York mit über 8,5 Millionen wie eine Kleinstadt, genau das Richtige für uns. Die Stadt ist aufgeräumt, entspannt und ruhig. Wir besuchen die Denkmäler fast aller US-Präsidenten, inklusive Weißem Haus. Am Ende des Tages haben wir fast 15 km zu Fuß zurückgelegt. Da Washington klein ist, fahren wir am nächsten Tag weiter, ohne festen Plan, Richtung Küste, meist über Land, und landen in Rehoboth Beach, Delaware. Ein kleiner Urlaubsort in der Vorsaison, wo wir ein nettes Motel finden, durch Läden bummeln und am Strand spazieren. Hier ist im Sommer sicher viel los.

Am nächsten Morgen geht es an der Atlantikküste weiter Richtung Süden, durch Virginia und den Chesapeake Bay Bridge-Tunnel, eine der längsten Brücken-Tunnel-Kombinationen der Welt mit 37 km. Man fährt erst auf eine Brücke, die dann im Meer versinkt, taucht wieder auf, fährt übers Meer und taucht erneut ab, bis man wieder auf die Brücke kommt, die einen aufs Festland bringt. Wir übernachten in Virginia Beach, das klingt schöner, als es ist. Ein Urlaubsort in der Vorsaison, eher für junge Leute zum Spring Break. Das Angebot besteht hauptsächlich aus Bars, Fast-Food-Restaurants und Spielhallen, doch wir finden ein leckeres Restaurant zum Abendessen. Dafür haben wir ein Händchen. Von Virginia Beach machen wir einen Abstecher nach North Carolina und landen zum späten Frühstück im verschlafenen Petersburg, Virginia, wo wir uns in ein kleines Café in der Altstadt setzen.

Ein älterer Herr fragt, woher wir kommen und was uns nach Petersburg führt. Als wir erzählen, dass wir am Anfang einer eineinhalbjährigen Reise entlang der Panamericana stehen, geht ein einstimmiges „Ooohhh“ durchs Café, und wir haben die volle Aufmerksamkeit. Wir kommen kaum zum Essen, weil uns die Leute so interessiert ausfragen. Schließlich lädt man uns nach Los Angeles zu einer privaten Feier zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli ein. Das sollte zeitlich passen, und wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Wir ziehen weiter, durch kleine historische Städtchen, vorbei an Farmen, und landen in Charlottesville, einer lebhaften Studentenstadt. In dieser Woche haben wir schon viel gesehen und verschiedene Seiten der USA erlebt. Wir sind gespannt, was uns noch erwartet, wenn wir erst richtig weit fahren. 

Am 16. April, nach 1300 Meilen (etwa 2100 km), geben wir unser Pferdchen am Flughafen Washington zurück. Es hat Spaß gemacht, vor allem, weil wir die ganze Zeit offen fahren konnten 🙂