Wie wir in der Party Finca der Mexikanischen Patrones gelandet sind

Es gibt Reisende, die planen alles bis ins letzte Detail: wann sie wo sein sollen, wo sie übernachten und essen. Und dann gibt es Reisende, die planen gar nichts und fahren einfach los. Wir sind irgendwo dazwischen.

An diesem Donnerstag wollen wir von Cabo San Lucas den Camino Cabo Este Richtung Nordosten an der Küste entlang fahren und uns dann am Strand einen schönen Platz zum Übernachten suchen. Wir verspätet uns schon, bevor wir überhaupt richtig unterwegs sind, denn wir müssen noch Diesel und Wasser tanken. Diesel ist kein Problem, denn Tankstellen gibt es wie Sand am Meer. Das mit dem Wasser wird schwieriger, vor allem, als der Mitarbeiter schnell Zigaretten holen geht. Wir wissen nicht, wo er die holen wollte, aber er hat sich die halbe Stunde, die wir vor seinem Laden gewartet haben, nicht blicken lassen. Das ist Mexiko! Dann macht eben ein anderer das Geschäft. Endlich sind wir auf dem Camino Cabo Este. Hier kann man das erste Stück die Schotterpiste direkt an der Küste entlang fahren oder die planierte Strecke etwas weiter im Landesinneren. Wir wählen die erste Variante, lassen Luft ab, ziehen die Freilaufnaben an und los geht’s. Vor fünf Monaten hat ein Hurricane die Südspitze der Baja-Halbinsel schwer getroffen. Das Ausmaß ist hier noch gut zu sehen: eine ausgewaschene Schotterpiste, die immer wieder von trockenen Flussbetten durchschnitten wird.

In einem dieser Flussbetten steckt jemand fest! Greg aus Oregon versucht verzweifelt, seinen Sprinter mit einem Kochtopf auszugraben. Er hat da schon eine ganze Weile gegraben und ist in der Zwischenzeit sogar drei Kilometer bei brütender Hitze ins nächste Dorf gelaufen, um Hilfe zu holen – alles ohne Erfolg. Gut, dann ziehen wir ihn eben raus. Gregs Sprinter hat keinen Allradantrieb, nur Heckantrieb, und er hat die Reifen nicht abgelassen. Also, Sprinter anhängen und rausziehen. Das ging schnell! Doch Greg hat noch wenig Erfahrung im Fahren auf Sand und vergräbt sich gleich wieder. Also alles nochmal: Abschleppseil und Sandbleche wieder auspacken. In der Zwischenzeit wird es dunkel, und ich male mir aus, welch schönen Sonnenuntergang wir am Strand gerade versäumen. Also Suchscheinwerfer an und nochmal ziehen! Fermin, ein Mexikaner, der zwei Kilometer weiter in einem kleinen Wohnwagen wohnt, kommt vorbei. Er hilft graben und kennt sich mit dem sandigen Untergrund aus. An ein Vorwärtskommen ist für Greg sowieso nicht mehr zu denken, da die Straße immer schlechter wird. Wir laufen ein Stück vor und beschließen, den Sprinter umzudrehen. Die Straße ist schmal, einspurig, holprig und sandig. Fermin findet eine Stelle, wo sich der Sprinter sicher umdrehen lässt, und letztendlich fährt Christoph Gregs Sprinter rückwärts und dreht ihn so, dass Greg sicher nach Los Cabos zurückfahren kann.

Wir überlegen, wohin wir gehen sollen. Einen Strand finden wir in der Nacht sowieso nicht mehr, also schlagen wir hier abseits des Weges unser Lager auf. Fermin lädt uns ein, bei ihm zu campen und zu duschen. Duschen! Nach der Aktion unbedingt! Wir folgen Fermin auf seinem Quad die holprige Straße entlang. Er zeigt uns seinen Wohnwagen, springt dann aber wieder auf sein Quad und fährt weiter. Wir wundern uns kurz und folgen ihm. Er bringt uns hinter eine Absperrung, etwa 300 Meter von seinem Wohnwagen entfernt. Hier sollen wir parken, dann führt er uns einen schmalen betonierten Weg zwischen Riesenkakteen auf einen Hügel. Es ist sehr dunkel, der Mond nimmt erst gerade wieder zu, die Nacht ist sternenklar, und mit unseren Taschenlampen sehen wir nur ansatzweise, wo wir uns befinden. Vor uns die Küste, unten hören wir die Wellen brechen. Das ist die Fiesta-Residenz der mexikanischen Patrones, sagt Fermin. Das interessiert mich nun wirklich, was er mit Patrones meint! Es sind lokale Politiker, keine Drogenbosse. Hier gibt es eine Toilette und eine Dusche, mehr brauchen wir heute nicht. Wir kochen für uns alle, und Fermin freut sich sehr über kaltes Bier. Hier könnt ihr euch die leuchtenden Augen eines Kindes vorstellen, dem man gerade ein Eis in die Hand drückt – und ich übertreibe nicht!

Am nächsten Morgen schauen wir uns unser nächtliches Domizil genauer an. Es ist simpel, aber schön und praktisch. Eine Terrasse auf zwei Ebenen, eine Outdoor-Küche, zwei Duschen, eine draußen und eine drinnen, ein Klo und eine Treppe zum Strand. Die Aussicht ist atemberaubend, aber seht selbst auf den Fotos.