Wie wir es in die Zeitung geschafft haben und warum wir unbedingt und sofort nach Arizona müssen
Ich muss etwas ausholen. Am 2. Mai sind wir am Lake Michigan im Indiana Dunes State Park, Chesterton, Indiana. Plötzlich bemerken wir, dass der Park Fotos von Muggl auf seiner Facebook-Seite gepostet hat. Wir freuen uns, dass die Leute Muggl mögen. Kurz darauf erreichen uns Kommentare und Mails, unter anderem von Will Nelson aus Ottawa, Illinois. Er ist begeistert und lädt uns in den Starved Rock State Park in Illinois ein. Wir prüfen die Lage: Der Park liegt auf unserer Route, und das Wetter in Illinois soll besser sein als in Indiana, wo es regnet. Also brechen wir auf, guter Dinge, denn das Wetter bessert sich. Doch eine Meile vor dem Ziel haben wir einen Platten! 20 Meter vor einer Kreuzung im Nirgendwo, nur eine Bar am Straßenrand, die einer Holzhütte gleicht. Muggl schleppt sich auf den Parkplatz. Wir holen das Werkzeug heraus, Christoph macht sich an die Arbeit, und ich schreibe Will eine SMS, dass wir uns verspäten. Er antwortet sofort und eilt mit seiner Frau Ashley zu Hilfe. Zehn Minuten später sind sie da. Der Reifen ist schnell gewechselt, und wir schaffen es noch zu einer kleinen Wanderung. Anschließend lädt uns Will zum Abendessen ein. Er ist Mitglied bei den Midwest Overlanders, einer Gemeinschaft, die gerne campt, wandert, jagt, fischt und 4×4 fährt – wie wir jetzt auch! Muggl hat schon Aufkleber bekommen.
Für den nächsten Morgen hat Will uns in seiner Werkstatt angemeldet. Doch sie dürfen Reifen mit Sprengringfelgen nicht wechseln, dafür braucht man eine spezielle Versicherung, die teuer ist. Der Chef schickt uns in eine andere Werkstatt am anderen Ende von La Salle. Dort können sie uns helfen: Der Reifen wird inspiziert, und ein neuer Schlauch eingesetzt. Das Problem war Materialermüdung. Zum Glück war es nur der Schlauch, der Reifen blieb unbeschädigt. Die Leute in der Werkstatt reden wenig, doch der Chef ist neugierig und fragt, woher wir kommen und was wir vorhaben. Ich erzähle ein wenig, und er fragt, ob wir es eilig haben. Nein, eigentlich nicht, wir sind ja auf Reisen. Er telefoniert kurz, und ich höre nur Bruchstücke: „I have here peopleyou might be interested… when can you be here?“ Wir sollen kurz warten. Zehn Minuten später steht Kevin mit Notizblock und Stift vor uns. Kevin ist Reporter bei der regionalen Zeitung La Salle NewsTribune und sehr interessiert an uns. Hier passiert sonst nichts, meint er. Wir sind gerne bereit, die Sensation zu sein.
Wir verbringen ein paar Tage mit den Midwest Overlanders, werden zum Mitgliedertreffen samt Dinner eingeladen und gehen campen. Am folgenden Wochenende sind wir am Mississippi River, der die Grenze zwischen Iowa und Illinois bildet. Nun kommen wir zum Punkt, warum wir unbedingt nach Arizona müssen: Die Jungs erzählen von einer OverlandExpo, die am kommenden Wochenende in Flagstaff stattfindet. Wir müssen unbedingt hin, es sei die größte in den USA, mit vielen Ausstellern und Reisenden. Wir wissen, wo Arizona liegt, aber nicht, wie weit es ist, und fragen nach. Die Antwort: „Just 3000 miles and you have to pass Nebraska.“ Die Amerikaner sind wahnsinnig freundlich und geben sofort Ratschläge, was man wo machen und sehen muss. Nur zu Nebraska fällt keinem etwas ein. Nebraska ist von Ost nach West gut 570 km breit, flach wie Holland und besteht nur aus Rinderherden und Maisfeldern. Als wir erklären, dass wir solchen Orten gerne ein „you won’t hang dead over a fence“ anfügen, meint Joe bedächtig: „Yeah, that’s Nebraska!“
Am Sonntag, den 7. Mai, gegen 14:00 Uhr, verlassen wir das Camp in Richtung Westen. Wir wissen beide, dass wir nach Flagstaff fahren werden, doch keiner traut sich, es auszusprechen.